Neue OZ: Kommentar zu Wahlergebnis in Japan
Archivmeldung vom 31.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür die Sieger muss sich das anfühlen wie die Bremer SPD aus der Regierung kippen oder Bayerns CSU. Japans Demokratischer Partei und ihren kleinen Koalitionspartnern ist es schließlich gelungen, die Quasi-Staatspartei LDP in die Opposition zu schicken.
Viel Zeit zum Feiern bleibt den Siegern aber nicht. Japan wurde von der Wirtschaftskrise besonders hart getroffen. Mit dem Zweifachen seiner jährlichen Wirtschaftsleistung weist es zudem die höchste Verschuldung aller Industrieländer auf.
Hochrüstung und wachsende regionale Machtansprüche Chinas, Atomzündelei und drohender Zusammenbruch Nordkoreas erzwingen, dass Japan nach außen noch klarer Stellung bezieht als zuletzt. Durch die komplette Abkehr vom Staatspazifismus hin zu stärkerem Zusammenspiel mit regionalen Partnern - ohne die Allianz mit den USA zu schwächen.
Als ob das alles nicht schwer genug wäre, muss die Demokratische Partei intern sehr unterschiedliche Standpunkte zu schlüssigem Regieren bündeln. Aus deutscher Warte ist ihr sehr zu wünschen, dass das gelingt. Schließlich bleibt Japan - was angesichts des China-Booms häufig übersehen wird - als zweitstärkste Volkswirtschaft und funktionierende Demokratie von herausragender strategischer Bedeutung.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung