Lausitzer Rundschau: Venezuela schafft Privatsender RCTV ab
Archivmeldung vom 29.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKein privater Fernsehsender hat einen Anspruch darauf, dass die Regierung seine Lizenz automatisch verlängert. Aber wenn im hoch polarisierten Venezuela einem regierungskritischen Kanal die Erneuerung der Sendegenehmigung verweigert wird, dann wird der Verdacht der Zensur schnell erhoben.
Dabei hat es Staatschef Hugo
Chávez seinen Kritikern in diesem Fall auch einfach gemacht. Er hat
nie einen Zweifel daran gelassen, dass ihm der beim Volk beliebte
Sender RCTV ein Dorn im Auge ist. Das Auslaufen der Sendelizenz bot
dem Präsidenten eine günstige Gelegenheit, eine kritische Stimme
weitgehend zum Schweigen zu bringen. Im Kabelnetz und über Satellit
bleibt RCTV ja weiter auf Sendung.
So kann man die Verweigerung der weiteren Sendelizenz für RCTV
durchaus Zensur nennen. Aber all denjenigen, die jetzt das Ende der
Pressefreiheit in Venezuela gekommen sehen, sei Folgendes in
Erinnerung gerufen: Beim Putsch gegen Chávez vor fünf Jahren hat RCTV
genau wie übrigens die anderen drei Kanäle in Ausblendung aller
journalistischen Kriterien und Ethik medial gemeinsame Sache mit den
Putschisten gemacht und den Staatsstreich offen unterstützt.
Chávez-Anhänger und ihre Demonstrationen für den gestürzten
Staatschef wurden tot geschwiegen. Das rechtfertigt die
Nichtverlängerung der Sendelizenz nicht, macht sie aber
nachvollziehbar. Diejenigen, die jetzt wort- und tränenreich die
Verletzung der Meinungsfreiheit geißeln, haben es damals damit selbst
nicht sehr ernst genommen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau