Neues Deutschland: zur aktuellen Gesundheitsdebatte
Archivmeldung vom 29.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜberraschungen sind aus den Gesprächen über die Gesundheitsreform, die vorgestern Abend im Kanzleramt stattfanden, wohl nicht zu erwarten. Gäbe es diese, wüssten wir es bereits. Längst hätte sich einer der vielen mehr oder weniger ahnungslosen Beteiligten damit im Vorfeld wichtig gemacht.
Was wir indes bis heute
hörten, waren die üblichen Parolen aus dem Müsste-Könnte-Dürfte-Land.
Die Beiträge dürften nicht steigen, die Arbeitgeber müssten entlastet
werden. Heute gesagt, morgen dementiert.
Das Schlimme an diesem System ist, dass eine ernsthafte Debatte über
strukturelle Veränderungen endgültig abgewürgt wurde. Sie ist durch
einen Schlagabtausch über Details in Kombination mit
Geheimverhandlungen ersetzt worden. Wenn manche Ministerpräsidenten,
Parteienvize, Minister oder Experten diesen Mix für eine
demokratische Diskussion halten, mag das daran liegen, dass eine
solche schon zu lange her ist als dass man sich noch daran erinnern
könnte. Es wäre zu gefährlich gewesen, so unselige Tradition zu
pflegen. Man hätte über Strukturen im Gesundheitssystem gesprochen
und wäre unweigerlich auf Pharma- und Apothekergeschäfte sowie
andere komische Verflechtungen in diesem Betrieb gekommen, die
lediglich dazu dienen, Geld in die Taschen der Leistungsanbieter
umzulenken. So aber bleibt das schön im Hintergrund. Der Versicherte
glaubt allmählich, dass er bezahlen muss, weil er immer älter wird
und der medizinische Fortschritt immer größer.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland