Börsen-Zeitung: Paukenschlag zur IAA
Archivmeldung vom 14.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Hannover öffnet am nächsten Donnerstag die IAA Nutzfahrzeuge ihre Pforten. Alles stellte sich auf ein harmonisches Stelldichein der Truckszene ein, die Konjunktur in der als zyklisch verschrienen Branche läuft rund, bei schweren Nutzfahrzeugen reichen in Deutschland die Produktionskapazitäten nicht aus.
Die gute Stimmung und Ertragslage der Marktteilnehmer
hätten eigentlich Garant dafür sein müssen, dass an Fusionen oder
Übernahmen derzeit eher nicht zu denken ist.
MAN sorgt nun dafür, dass in Hannover der Gesprächsstoff nicht
ausgeht. Das Werben der Münchner um den rentablen schwedischen
Wettbewerber ist seit Jahren bekannt. Ein ums andere Mal hat sich die
MAN-Führung bisher einen Korb geholt. Nun scheint der Vorstoß über
die Aktionärsseite versucht zu werden. Wenn der Preis stimmt, schon
immer die beste Methode, ein sich sträubendes Management beim
Zielobjekt aus den Angeln zu heben.
MAN-Chef Hakan Samuelsson hatte gerade erst auf die Notwendigkeit
hingewiesen, den Abstand zu den weltweiten Marktführern zu verkürzen,
zur Ausschöpfung von Economies of Scale größer zu werden. Zusammen
mit Scania käme der Konzern aber lediglich bei den schweren
Nutzfahrzeugen deutlich nach vorne. Bei den mittelschweren
Nutzfahrzeugen aber hat Scania nichts zu bieten, und MAN ist hier
vergleichsweise schwach auf der Brust. Aber da gab es ja schon früher
Überlegungen, den VW-Konzern in einen Dreierpakt einzubeziehen, dann
wäre die Lücke nach unten zumindest mit den kleinen Transportern
geschlossen. Bei den Lieferfahrzeugen zwischen 2,8 und 7,5 Tonnen hat
sich VW jedoch gerade erst wieder auf DaimlerChrysler als Partner
festgelegt.
Geografisch bliebe MAN-Scania stark europazentriert. Am größten
Nutzfahrzeugmarkt, den USA, sind beide nicht präsent. Und vor China
scheut Samuelsson wegen des Ideenklaus zurück, der Einstieg in Indien
mit dem Partner Navistar steht erst am Anfang. Muss letztlich die
schwächelnde Navistar als US-Part irgendwann hinzukommen?
Getrieben wäre ein Zusammengehen von MAN und Scania aus der Angst,
möglicherweise selbst Übernahmeopfer zu werden. Im globalen Rahmen
drücken chinesische Hersteller wie Dongfeng oder die indische
Tata-Gruppe mehr Lkw in den Markt. 8,5 Mrd. Euro für MAN oder 6 Mrd.
Euro für Scania sind im Monopoly Kleingeld.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung