Neue Westfälische (Bielefeld): Massenboykott der Nobelpreisvergabe
Archivmeldung vom 10.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas dem Frieden dienlich ist, hat bislang die westliche Welt entschieden. Egal ob über internationale Organisationen wie UNO und Weltbank, Militärbündnisse wie die NATO oder (angeblich) nichtstaatliche Vereinigungen wie das Internationale Olympische Komitee - das Abendland glaubt an seine Patentrezepte für eine bessere Welt und setzt sie mit dem nötigen Druck durch. Auch mit dem Friedensnobelpreis wird von jeher Politik gemacht.
Das fünfköpfige Komitee in Oslo, das über den Preisträger befindet, ist der westlichen Demokratie verpflichtet. Und es weiß genau, was es tut, wenn es inhaftierten Dissidenten wie einst Aung San Suu Kyi in Burma oder wie in diesem Jahr dem chinesischen Menschenrechtler Liu Xiaobo die höchste Auszeichnung zukommen lässt. Doch nie waren die Folgen so spürbar wie jetzt. Ein Teil der 192 souveränen Staaten der Welt ist nicht mehr gewillt, die Entscheidung, an denen er nicht beteiligt war, mitzutragen. 19 Länder haben sich der düpierten chinesischen Regierung angeschlossen und werden der Zeremonie fernbleiben. Dass Peking diesen Ländern für den Fall, dass sie der Veranstaltung beiwohnen, mehrfach mit Konsequenzen gedroht hat, ist eine Zumutung. Und doch ist auch das nur Politik. China lässt die Muskeln spielen. Dass diese Länder der Einschüchterung Folge leisten, ist ein Warnsignal für den Westen. Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen, bei denen China auf Randsportarten setzte und damit erstmals im Medaillenspiegel an der Spitze stand, setzt Peking international auf die Länder, die sich abgehängt und ignoriert fühlen. In Asien, Afrika, Südamerika und der arabischen Welt ist längst das Reich der Mitte tonangebend. Die illustre Runde der Boykottierer beweist es. Wenn der Westen nicht aufpasst, entscheidet China in Zukunft, was dem Frieden dienlich ist.
Quelle: Neue Westfälische