WAZ: Blatter, die Fifa und der DFB
Archivmeldung vom 01.06.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeht's schlimmer? Zwei Fifa-Vizepräsidenten sind nach Korruptionsvorwürfen suspendiert, beide haben im Gegenzug dem ewigen Präsidenten Joseph Blatter vorgeworfen, selbst bis zum Hals in Bestechungen verstrickt zu sein. Stündlich gibt es neue Wendungen, nichts ist ausgeschlossen. Schon gar nicht, dass ein Mann wie Blatter, dem Kritiker vorwerfen, die Fifa mitttels mafia-ähnlicher Strukturen zu regieren, zum dritten Mal im Amt bestätigt wird.
Man wendet sich mit Grausen und wartet auf den Knall, der das ganze Gebilde einstürzen lässt. Denn das ist ja das Fatale: Es ist der Öffentlichkeit inzwischen egal, wer wen bestochen haben könnte. Der größte Sportverband der Welt gilt als undurchsichtige Seilschaft, in der am Ende der Trickreichste überlebt: Blatter halt. Schlimmer: Die Fifa gilt als Synonym für Korruption. Schmiergelder in dreistelliger Millionenhöhe für die groteske Vergabe der WM 2022 an Katar? Die niederschmetternde Antwort: Man glaubt's sofort. So wirkt Blatter wie einer dieser grauen arabischen Potentaten, die erst eine Revolution aus ihren Palästen gefegt hat. Dass es nicht möglich sein soll, die moralisch völlig diskreditierte Fifa zu erneuern, ist zutiefst blamabel. Vor allem für ihre fortschrittlichen Mitglieder wie den DFB, der bestenfalls schamhaft schweigt, statt sich mutig an die Spitze der Erneuerer zu setzen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung