Rhein-Neckar-Zeitung, zu: Präsidentenwahl
Archivmeldung vom 29.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Versuch, aus der Präsidentenwahl morgen doch noch einen indirekten Volksentscheid, mit Kandidatenwahlkampf und falsch adressierten Appellen an die Wahlfreiheit zu machen, in Ehren.
Obwohl fast alle, die ihre Krokodilstränen im öffentlichen Betroffenheitsgefäß abgeliefert haben, darunter auch ehemalige Präsidenten, ausnahmslos durch die Pipeline einer Partei ins hohe Amt gekommen sind. Und so wird es auch morgen sein. Man mag bedauern, dass die politische Durchlässigkeit für anerkannte, mit eigener Autorität gesegnete Persönlichkeiten so gering ist. Aber es gibt für die Figur des Bundespräsidenten erneut gute Gründe, einen auf TV-Bekanntheit basierenden Günther-Jauch-Effekt nicht zu fördern. Christian Wulff ist ohne Zweifel der Loyalitätstest für Merkel und Schwarz-Gelb. Denkzettel für die vielfachen gegenseitigen Verletzungen, vielleicht im ersten Wahlgang, sind nicht auszuschließen. Aber dass das bürgerliche Lager "Tabula rasa" macht und Gauck ins Amt hebt, wäre eine Überraschung - übrigens mit hohem Risiko für viele Beteiligte, deren politische Laufbahn gerade erst begonnen hat.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung