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WAZ: Deutsche Doktorspiele

Archivmeldung vom 24.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nun also auch wir. Keine bezahlte Exoten-Promotion der Selbstfindungs-Fakultät von Hawaii - nein, an den ehrwürdigen Universitäten zu Tübingen, Köln, Hamburg etc. wurde für Bares die Doktorwürde ohne Doktorhürde verliehen.

Womit wir erstens wissen, wofür der Begriff Honorarprofessor noch stehen kann. Zweitens aber - und das ist viel trauriger - erzählt der Skandal um gekaufte Titel weniger eine Geschichte von fehlenden Kontroll-Organen an deutschen Hochschulen. Vielmehr haben wir es mit einem Lehrstück zu tun, wie weit es mit dem höchsten akademischen Grad gekommen ist.

Längst liegt für einflussreiche Institutionen auf der Hand, wozu der Doktor gut ist: Konzerne, Kanzleien, die politische Szene - sie alle (Tendenz steigend) nutzen etwas, das der Forschung zur Ehre gereichen sollte, immer öfter unverhohlen dekorativ. So wurde der Doktor flacher Zierrat und Einschüchterungsrequisit in einem.

Der Missbrauch, den die Korruptionsaffäre offenbart, er ist nur die logische Konsequenz einer Titel-Manie, die das alte Lied von Schein und Sein ins schäbige Reich des Doktorspiels überführt. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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