Neues Deutschland: Bomben auf Gaza
Archivmeldung vom 29.12.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Katastrophe in Gaza konnte jeder voraussehen, der es wissen wollte. Während die Hamas ihren politisch unvernünftigen und militärisch sinnlosen Raketenbeschuss intensivierte und die israelischen Drohungen immer unverhohlener wurden, ließen sich die Großmächte nicht davon abhalten, ihre vermeintlich auf gutem Wege befindliche Nahoststrategie zu feiern.
Selten war Diplomatie zynischer. In diesem Lichte sollten denn auch alle Reaktionen auf das Blutbad von Gaza gesehen werden. Den spontan in Beirut, Kairo und anderswo demonstrierenden Menschen ist ihre Entrüstung gewiss abzunehmen. Anders sieht das schon bei den arabischen Regierungen aus, die sich meist nur noch dann des Schicksals der Palästinenser erinnern, wenn mal wieder öffentlich Pluspunkte erworben werden müssen. Weder die Verantwortungslosigkeit der palästinensischen Radikalen noch das Versagen der Großmächte noch die Scheinheiligkeit der Nachbarn rechtfertigt allerdings das rabiate Vorgehen Israels, welches jede Relation vermissen lässt. Von niemandem zu Verhandlungen mit der Hamas gedrängt, fühlten sich Olmert und Co. ermutigt, ihrem Militärmoloch freien Lauf zu lassen. Wenigstens Südafrikas Erzbischof Tutu nennt die Dinge beim Namen und spricht von Kriegsverbrechen.
Quelle: Neues Deutschland