WAZ: Nur ein Schuss ins Blaue?
Archivmeldung vom 09.03.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWohlwollend ließe sich sagen: Der DFB hat es in diesen Zeiten schwer. Erst der Tod des Nationaltorhüters Robert Enke, dann der Wettskandal, gefolgt vom Ärger mit Joachim Löw, schließlich die Sex-Affäre um Schiedsrichter - und jetzt womöglich schon wieder ein Manipulationsskandal. Wer würde da nicht schon mal nervös werden und überreagieren ...
Allerdings ist auch eine andere, weniger verbandsfreundliche Sichtweise möglich: Beim DFB, der jahrelang unerschütterlich in seinem schon vatikanischen Unfehlbarkeitsanspruch war, sind sie dabei, komplett die Nerven zu verlieren. Und verwechseln die über Jahre vergeblich eingeforderte Transparenz offenbar zunehmend mit Geschwätzigkeit.
Die gestrige Meldung über die mögliche Manipulation des Zweitligaspiels zwischen 1860 München und Rot-Weiß Ahlen sieht denn auch eher nach einem Schuss ins Blaue denn nach einem handfesten Skandal aus. Die Irritationen bei den betroffenen Vereinen über folgenschwere Verdachtsmomente ohne hieb- und stichfeste Beweise, mit denen leichtfertig der Ruf von Fußballern aufs Spiel gesetzt werde, sind jedenfalls nachvollziehbar.
"Wir werden Vorverurteilungen unserer Spieler auf der Basis von Gerüchten und übler Nachrede nicht zulassen", hat 1860 München erklärt. Starke Worte, die vor dem Hintergrund der stümperhaften Behandlung des Amerell/Kempter-Falls durch den DFB und seinen Präsidenten ein besonderes Gewicht erhalten.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung