Rheinische Post: Der Kongo-Irrtum
Archivmeldung vom 23.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung besitzt prophetische Gaben. Dem Minister ist klar, dass im Kongo bald wieder Ruhe einkehren werde. Doch im Augenblick wird dort geschossen, die Gewalt nimmt zu, die EU-Truppe wird verstärkt, der deutsche Botschafter musste aus einer gefährlichen Lage befreit werden.
Es gab
Tote. Das alles sieht nicht wirklich nach Beruhigung aus. Im
Gegenteil. Die Anhänger des amtierenden Präsidenten Kabila und des
früheren Rebellenchefs Bemba versuchen, vor der Stichwahl am 29.
Oktober in erbitterten Gefechten das Terrain für den eigenen Mann zu
bereiten. Dass der Unterlegene dann das Ergebnis respektieren wird,
ist eher unwahrscheinlich. Der jüngste Gewaltausbruch ist nur ein
Vorgeschmack.
Im Kongo-Einsatz sind 800 deutsche Soldaten. Das Ministerwort, sie
seien zu Weihnachten wieder zu Hause, ist kaum zu halten. Niemand
kann sagen, ob die Stichwahl Ende Oktober nicht doch verschoben
werden muss. Niemand kann ausschließen, dass auch deutsche Soldaten
in Kämpfe verwickelt werden. Doch mit all dem musste man rechnen. Wer
bei solchen Einsätzen an die freiwillige Zurückhaltung Gewaltbereiter
glaubt, ist naiv. Das gilt auch für einen Libanon-Einsatz unter
deutscher Beteiligung.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post