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Westdeutsche Zeitung: Internetkriminalität

Archivmeldung vom 09.10.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.10.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wie einfach die Welt doch war, als Ganoven noch Strumpfmasken trugen und sich ihren Weg zur Beute mit Brechstangen bahnten. Im digitalen Zeitalter sitzen die Täter irgendwo im globalen Dorf vor Bildschirmen, spähen Passwörter aus, hacken sich in Computer ein, plündern Online-Bankkonten und zocken lautlos Menschen ab, die das weltweite Datennetz als Einkaufszentrum nutzen.

Was die Cyber-Gangster im weltweiten Datennetz treiben, klingt nicht selten wie Science-Fiction, ist aber längst Realität: Wenn etwa eine Bande aus der Ukraine 1,9 Millionen mit Trojanern infizierte Rechner aus 77 verschiedenen Ländern fernsteuert und deren Besitzer ausraubt, dann zeigt dies die ganze Dimension des Debakels. Die Internet-Diebe sind eben keine bleichgesichtigen Einzelgänger, die in ihren schäbigen Hacker-Stuben einem illustren Hobby frönen, sondern bestens organisierte, ausgerüstete und ausgebildete Banden, die mit hoher krimineller Energie Milliardenschäden anrichten. Die immer raffinierteren Methoden dieser Mafia sollten für die 40 Millionen deutschen Internet-Nutzer allerdings kein Grund sein, ihre Computer künftig nur noch im Offline-Status zu nutzen. Denn die gröbsten Sicherheitslücken entstehen durch Arglosigkeit und lassen sich durch eine gehörige Portion Misstrauen schließen. Die Vorsicht bei der Weiterleitung von Daten bleibt genau so wichtig wie die Ausrüstung der Festplatten mit Viren-scanner und Firewall. Doch nicht nur die potenziellen Opfer müssen sich den digitalen Dieben entschlossen entgegenstellen: Noch stehen die Ermittler den Cyber-Piraten hilflos gegenüber, denn sie sind ihnen technisch auf der ganzen Linie unterlegen. Präventive Patrouillen im Netz und vor allem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizeibehörden sind bis heute eher die Ausnahme als die Regel. Dabei wird es genau darauf in Zukunft ankommen: Internet-Täter agieren grenzüberschreitend, und nur grenzüberschreitend wird man sie jagen können. Die Staaten müssen die Bedrohung endlich ernst nehmen: Sonst werden künftig nicht nur Diebe das Netz für ihre Raubzüge nutzen, sondern auch Terroristen. Und diese könnten dann ganze Staaten destabilisieren.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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