Neue OZ: Blendwerk und Palaver
Archivmeldung vom 29.04.2009
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Freigeschaltet durch HBWelch ein Akt der Verzweiflung. Das Palaver am Runden Tisch hätten sich die Akteure sparen können, weil der Nutzen gegen null geht. Außer altbekannten Reflexen hat Aigners Krisengipfel kaum Gehaltvolles hervorgebracht.
Die Agrarministerin verspricht alles Machbare, der Bauernverband pocht auf ein Konjunkturpaket III für Landwirte. Der Handel verweist auf die Macht des Marktes, und der Milchbauernverband BDM fordert, die Milchmenge EU-weit zu limitieren. Aigners angekündigte Bürgschaft für Bauern klingt beruhigend, ist aber Blendwerk. Ebenso wie das in Aussicht gestellte Vorziehen der EU-Direktbeihilfen. Solches Geld stinkt, weil es faule Kredite sind. Dahinsiechende Höfe blieben etwas länger liquide. Mehr nicht. Sie erlebten eine Existenz auf Pump, ein langes Sterben.
Dies führt zur Systemfrage, die sich der Runde Tisch nicht zu stellen traute, ebenso wenig wie übrigens die Finanzjongleure dieser Welt: Welches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell soll die Zukunft sichern? Ein ungezügelter Kapitalismus hat sich als untauglich erwiesen. Und eine Marktwirtschaft, in der Gewinne privatisiert, Verluste aber Last der Gemeinschaft sind, ist nicht wirklich sozial. Wie verzwickt die Lage ist, zeigt das Beispiel der Bauern: Sie sollen und wollen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgen und zu Privatunternehmern werden. Zugleich tätscheln sie die helfende Hand des Staates. Kleinbauern und Kulturlandschaft könnten solche Hilfe in der Tat brauchen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung