Westdeutsche Zeitung: Mauer des Schweigens
Archivmeldung vom 31.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSicherheit und Vertrauen ist ihr Geschäft. Doch den allerbesten Ruf genossen die deutschen Sicherheitsunternehmen eigentlich nie. Wer aber glaubte, mit dem Heros-Skandal, bei dem mutmaßlich mehrere hundert Millionen Euro veruntreut wurden, sei ein Tiefpunkt erreicht, sieht sich nun getäuscht. Auch beim Essener Sicherheitsunternehmen Arnolds fehlt ein zweistelliger Millionenbetrag - mindestens.
Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Denn Verluste durch
Untreue und Betrug sind in der Branche, die nach eigenen Schätzungen
täglich bis zu einer Milliarde Euro bewegt, gar nicht so selten. Doch
diese Straftaten gelangen nur selten ans Licht der Öffentlichkeit.
Meist einigen sich Sicherheitsunternehmen und Geschädigte ohne
Staatsanwalt und Polizei. Der Grund ist leicht ersichtlich: Weder
wollen die Sicherheitsunternehmen als "unsicher" bekannt werden, noch
deren Kunden als Unternehmen, die man betrügen kann. Daher hatte es
im Fall Heros auch relativ lange gedauert, bis die tatsächliche
Schadenssumme feststand. Auch im Fall Arnolds werden sich die
Ermittlungen wohl lange hinziehen, ehe klar ist, ob die Schadenssumme
tatsächlich "nur" 16,5 Millionen Euro beträgt - und welche
Unternehmen geschädigt wurden.
Diese Mauer des Schweigens hat aber noch weitere Ursachen. Seit Heros ist klar, dass in der Geldtransport-Branche mit Dumpingpreisen gearbeitet wird - weil die Kunden Geiz geil finden. Um dennoch "den Laden am Laufen" zu halten (oder höhere Gewinnmargen zu erzielen) nutzen Gerüchten zufolge einzelne Unternehmen auch illegale Wege. Beispielsweise, indem sie Kundengelder auf eigene Rechnung kurzfristig anlegen. Das geht dann so lange gut, bis jemand auspackt oder die Anleger sich verspekulieren. Die Zeche zahlen dann, wie bei Heros, die "kleinen" Mitarbeiter - mit Sicherheit.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung