Allg. Zeitung Mainz: Berliner Breitseite
Archivmeldung vom 14.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas war deutlich. Was aus dem Mund des früheren SPD-Chefs und Bundeskanzlers Schröder vordergründig wie eine Mahnung an seine Partei klang, ihren Platz in der Mitte nicht zu räumen, war nichts anderes als eine Breitseite in Richtung des amtierenden Vorsitzenden Kurt Beck.
Der hatte nicht nur eigenmächtig seiner gerade eben wieder einigermaßen konsolidierten Partei eine harte Linkswende verordnet, sondern danach in einem aus heutiger Sicht fast schon schicksalshaften Zusammenwirken mit der hessischen Spitzenkandidatin Ypsilanti ein kommunikatives Chaos verursacht, das seinesgleichen sucht. Seitdem befindet sich der bis dahin als unsinkbar geltende Beck wie in einem Strudel gefangen - und die SPD, nun sogar auch in seinem Stammland Rheinland-Pfalz, mit ihm. Nach Becks bockigem Auftritt vor der Bundespressekonferenz in Berlin zu Beginn dieser Woche besteht wenig Aussicht auf Einsicht. Deshalb mehren sich nun wohl auch die Stimmen prominenter Parteigenossen, die den Vorsitzenden zumindest indirekt in Frage stellen. Im Grunde haben all diejenigen das aber schon getan, die ihm in der Parteispitze bis dahin erklärtermaßen beistanden, weil es zu Beck keine personelle Alternative gebe, wie es hieß. Wenn das wirklich alles ist, wenn dieser Befund sich auf Dauer so hält, und nicht nur bei den "Stones", wie man seine Stellvertreter Steinmeier und Steinbrück parteiintern nennt, dann steht es um Beck noch viel schlechter, als es nach seiner Rückkehr vom Krankenlager ohnedies schon schien. Die Kritik Schröders vom Donnerstag wiegt derweil doppelt schwer; denn am selben Tag noch hatte Beck die Agenda des Alt-Kanzlers offiziell gelobt. Doch der feuerte seine Salve vor versammelter Mannschaft alter und altgedienter Genossen ab.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz