Allg. Zeitung Mainz: Heiße Konflikte
Archivmeldung vom 24.04.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Atomkraft ist tot. Bald auch die der Kohle? Leidenschaftlich wie lange nicht tobt derzeit auf allen Ebenen der Streit um Energiepolitik und Klimaschutz zwischen den Parteien und Verbänden. Und was dabei Politikern und Funktionären recht ist, ist dem Bürger noch lange nicht billig.
Ist einerseits von der "Stromlücke" die Rede, wie sie von den Stromversorgern vorhergesagt wird, so kursiert andererseits das böse Wort von der "Stromlückenlüge". Es fehlt an leistungsfähigen, neuen Kraftwerken, an Leitungen und allem, was aus heutiger Sicht den wachsenden Energieverbrauch Deutschlands sichern könnte, sagen die einen und sehen die Gründe dafür in mangelnder Investitionsbereitschaft insbesondere der vier marktbeherrschenden Stromkonzerne, die sich stattdessen lieber goldene Nasen verdienten. Es mangele an intelligenten alternativen Konzepten, an Flexibilität der Stromerzeuger, aber auch an Bereitschaft der Verbraucher, sich mit Kraftwerksbauten zu arrangieren und in nennenswerter Weise Strom zu sparen, halten andere dagegen. Recht haben sie beide, nur hilft das nichts. Fachleute sagen, dass allein für den Energieverbrauch, der hier aus der Nutzung des Internets herrührt, ein komplettes Kraftwerk mittlerer Größe nötig sei. Allein darin beweist sich die Abhängigkeit der Verbraucher von Energieversorgern, die obendrein ihren Kunden die Rechnungen seit 2001 gnadenlos um glatte fünfzig Prozent erhöhten. Das macht sie wenig populär. Und so stehen sie fast folgerichtig im Ruf, durch den Bau immer größerer Kraftwerke, Kohlekraftwerke zumal, diesen Reibach nur noch steigern zu wollen: auf Kosten der Verbraucher, aber auch der Umwelt, die unter Feinstaub und Kohlendioxid leidet. Dabei verbindet sich vielerorts die Belastung durch Kraftwerke mit überproportionalem Auto- und Flugverkehr. Dann ist die Schmerzgrenze der Bevölkerung extra schnell erreicht, und nichts geht mehr. Dabei ist klar, dass alternative Energiequellen den Bedarf auch weiterhin nur zu einem relativ geringen Grad decken können. Es scheint, als habe dieser heiße Zielkonflikt in Deutschland gerade erst richtig begonnen. Wer ist bereit und fähig, ihn zu lösen? Und vor allem, wie?
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz