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LVZ: Zu: Wachschutz für Schulen Neuköllner Alleingang

Archivmeldung vom 11.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vor Discotheken gehören Türsteher schon lange zum Standard. Im Eingangsbereich extravaganter Läden auch. Und selbst vor Filialen einiger Lebensmitteldiscounter in städtischen Problemvierteln schieben private Sicherheitsdienstleister Schicht. Da ist es eher überraschend, dass 20 Wachschützer vor 13 Neuköllner Schulen nicht nur ein Novum für die Hauptstadt, sondern für die gesamte Bundesrepublik darstellen.

Schüler und Lehrer haben ein Recht, geschützt zu werden. Es gibt unglaublich viele Modellversuche. Die Sichtkontrolle vor Neuköllner Bildungseinrichtungen erweckt eher den Eindruck eines weniger unsinnigen Praktikums in der Wirklich-keit. Es reicht, dass rund um die Schule mit Pisa-Maßstäben, Migration, Bildungsbenachteiligung durch soziale Herkunft gekämpft wird. Der Erziehungsauftrag der Schule, der weit über die faktische Wissensvermittlung hinausreicht, ist längst randvoll aufgefüllt mit Aufträgen zur gesellschaftlichen Lebensertüchtigung. Eine Gemeinschaft, die schon daran scheitert, den Straßenkampf, die offene Gewalt aus Langeweile, aus Frust über Ghettobildung oder aus Lust an Nationalitätenkonfrontation vom Schulhof fernzuhalten, braucht sich nicht zu wundern, dass Schule manchmal mehr trennt, als dass sie verbindet. Innerhalb von zwei Schuljahren kam es zu 52 Fällen von schwerer Gewalt. Diese erschreckende Begegnung mit der Praxis führte jetzt zum Neuköllner Alleingang. 20 Wachschützer stellen eine Form von Bürgerwehr dar, aus der Not eines mit Problemen randvoll beladenen Bezirkes heraus erdacht. 20 Sozialarbeiter, migrationserfahren, tätig in der Schule, auf den Pausenhöfen und im Umfeld, würden pädagogisch ganz sicher sehr viel mehr Sinn machen. Das hat sich in den letzten Monaten an der Rütli-Schule gezeigt. Sie würden allerdings sehr viel mehr Geld kosten. Ob das der Gemeinschaft diesen Preis wert ist, ist die eigentlich spannende politische Entscheidungsfrage. Nicht die Tatsache ist wichtig, ob einige Wachleute, vorübergehend platziert, gegen irgendwelche Prinzipien verstoßen. Weniger Gewalt an Schulen, das ist die Erfahrung aus dem mit vielen schlechten Beispielen vorn liegendem US-Schulalltag, gibt es nicht durch Sicherheitskäfige, Ausweis- und Körperkontrollen, schon gar nicht durch bewaffnetes Patrouillenpersonal. Eine Eingrenzung der Gewalt lässt sich nur erreichen, wenn Schulen gezielt ihre Schüler mehr fördern und stärker fordern. Dazu müssen sie durch gezielte Zuwendung aller in die Lage versetzt werden.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Dieter Wonka)

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