Opfer der Treibjagd: Der Tod einer Familie und die medialen Reaktionen
Archivmeldung vom 10.12.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDagmar Henn schrieb den folgenden Kommentar: " Letzte Woche tötete in Brandenburg ein Vater sich und seine Familie, weil die Corona-Maßnahmen sie in eine aussichtslos scheinende Lage gebracht hatten. Die ständige Propaganda gegen "Querdenker" und nicht Geimpfte ist mindestens mitverantwortlich für diese Tragödie. Manchmal gibt es Tragödien, die nicht nur privat sind. In denen sich ein Schrecken bündelt, der die gesamte Gesellschaft durchzieht; auf die hin man innehalten und nachdenken sollte, wie man das Entgleiste wieder in die Spur bringen kann."
Henn weiter: "Der Tod einer Brandenburger Familie vor einigen Tagen war ein solches Ereignis. So, wie im vergangenen Sommer der Fall jener alleinerziehenden Mutter in Solingen, die fünf ihrer sechs Kinder tötete. Beide Fälle sind Ausdruck eines gesellschaftlichen Irreseins, eine Mahnung, dass Grenzen überschritten wurden. Aber der Brandenburger Fall wird ebenso wenig Begreifen auslösen wie der Solinger.
Nur zur Erinnerung: Als die Mutter in Solingen ihre Kinder tötete, war der wochenlange Lockdown gerade zu Ende, der aus einer ohnehin massiv überfordernden Situation, einem Leben unter den scharfen Armutsbedingungen von Hartz IV, eine völlige Tortur gemacht hatte. Einem Leben in beengter Wohnung, das es fast unmöglich macht, die alltäglichen Bedürfnisse der Kinder zu befriedigen. Es ist gut belegt, wie sehr der Lockdown das Leben selbst wohlhabender Familien erschwert hat. Auch dann, wenn immer genug Geld für Spielmaterial vorhanden ist und die Familienmitglieder Raum genug haben, um einander auszuweichen.
Nach Wochen des Eingesperrtseins mit ihren Kindern war diese Frau in jeder Hinsicht in einer völligen psychischen Ausnahmesituation. Höchstwahrscheinlich übermüdet und körperlich absolut erschöpft (das ist bei Alleinerziehenden mit mehreren Kindern Dauerzustand), also weit jenseits der Schwelle, bis zu der ein Mensch rational reagieren und seine Emotionen kontrollieren kann. Der Grund dafür lag aber nicht in ihrer Psyche, sondern in den Umständen, die die Corona-Maßnahmen geschaffen hatten, die eben keinerlei Rücksicht auf die Bedürfnisse armer Menschen nahmen.
Das tun sie übrigens bis heute nicht. Die BVG melden dazu ganz aktuell, Obdachlose könnten jetzt nur noch getestet in den U-Bahnhöfen Zuflucht vor der Kälte suchen. Und das sei ja kein Problem, schließlich könnten sie sich an einigen Treffpunkten testen lassen. Die BVG denken natürlich nicht daran, dass auch Obdachlose zu solchen Treffpunkten erst kommen können müssen und dafür nicht nur einen Fahrschein, sondern zudem – 3G, nicht wahr – bereits einen gültigen Test bräuchten. Den sie eben erst im angestrebten Treffpunkt ...
Aber zurück zur Brandenburger Tragödie. Es war eine Familie in gesicherten Verhältnissen. Der Vater Berufsschullehrer, die Mutter Betriebswirtin bei der TH Wildau. Sie lebten offenbar mit den drei Töchtern in einem Haus in Königs Wusterhausen.
Im Abschiedsbrief des Vaters, so berichtet die Presse übereinstimmend, war als Grund für die Tat die Tatsache angegeben, dass er für seine Frau einen gefälschten Impfpass besorgt hatte, die Fälschung aufgeflogen sei und er und seine Frau ihre Verhaftung und den Entzug des Sorgerechts für ihre drei Kinder fürchteten. Die Hochschule hatte die Fälschung entdeckt und die Frau zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Eine völlig übertriebene Angst, kann man in vielen Artikeln lesen. Die BZ gibt die Auskunft eines Anwalts für Strafrecht wieder: "Dem nicht vorbestraften Ehepaar hätte nur eine Geldstrafe gedroht." Das RND befragte eine Psychologin der Charité, die meint: "Es ist gänzlich unrealistisch, dass eine Gerichtsbarkeit einem bis dahin unbescholtenen Familienvater die Kinder entziehen wird, weil er einen Impfausweis gefälscht hat." Der Tagesspiegel schreibt, der Mann "war offenbar von der Angst getrieben, der Staat würde ihn als Impfgegner mit härtesten Mitteln verfolgen".
Nun, ganz so übertrieben dürfte diese Angst nicht gewesen sein. Ob ein solches Verfahren mit einer Geldstrafe oder einer Haftstrafe endet, ist sehr abhängig vom Verfolgungswillen der zuständigen Staatsanwaltschaft. Und allein die Tatsache, dass aus dem zuvor nicht verfolgbaren Vergehen eine Straftat gemacht wurde, deren Strafrahmen bis zur Haftstrafe reicht, deutet einen solchen Verfolgungswillen an. Aus Sicht der parlamentarischen Mehrheit, die mit allen Mitteln nicht Geimpfte zur Impfung zwingen will, eine logische Reaktion auf die inzwischen sichtbar werdende Tatsache, dass wohl viele Menschen in diesem Land der Zwangslage durch einen gefälschten Impfpass zu entrinnen suchen. Man hätte es auch als Ordnungswidrigkeit bewerten können.
Beide Eltern waren zudem im öffentlichen Dienst. Das bedeutet, wenn sie beide wegen einer Straftat verurteilt würden (und es betraf beide, weil der Mann das Papier beschafft und die Frau es verwendet hat), würden sie im Regelfall auch die Arbeitsstelle verlieren. Und was war mit dem Haus? Mit 40 ist das selbst bei finanziell etablierten Paaren noch nicht abbezahlt. Was passiert also, wenn beide die Arbeit verlieren? Wenn die Arbeit fort ist, das Haus und damit der Wohnsitz, dann wird die Angst, die Kinder zu verlieren, schon deutlich realistischer. Und selbst ohne diese Befürchtung bleibt der völlige, plötzliche Zusammenbruch einer bis dahin ruhigen und gesicherten Existenz.
Dazu kommt noch die mit Eifer betriebene Stigmatisierung nicht Geimpfter. Beschimpfungen und körperliche Übergriffe sind die Folge, wenn in sämtlichen Medien das "Ende der Geduld" verkündet wird, nicht Geimpfte mit eiternden Blinddärmen gleichgesetzt werden und dergleichen mehr. Ja, diese Entwicklung macht Angst. Sie erzeugt eine Atmosphäre der Unberechenbarkeit, nicht nur, was die nächsten staatlichen Maßnahmen angeht, auch in Bezug auf das Verhalten der unmittelbaren Nachbarn. Zu den ins Visier genommenen Opfern zu gehören, denen die Schuld für all das geschaffene Leid zugeschrieben wird, führt nicht zu Zukunftszuversicht oder der Erwartung, im Umfeld viel Unterstützung zu erleben.
Und der vermeintliche Ausweg, sich impfen zu lassen, ist keiner. Zumindest nicht psychisch. Das ist der Grund, warum vermutlich viele Impfskeptiker gefälschte Impfausweise nutzen – sich in einer solchen Situation gegen die eigene Überzeugung zu beugen, schlägt eine womöglich noch tiefere Wunde. Denn für jene, die von der Impfung überzeugt sind, ist es einfach eine Impfung. Ist man nicht davon überzeugt, aus welchem Grund auch immer, und gibt seine Überzeugung auf Zwang hin preis, ist es eine tiefe Demütigung, die dauerhafte Spuren hinterlässt. Das Schlimme und letztlich zutiefst Undemokratische am derzeitigen staatlichen Vorgehen ist, dass es auf Demütigung abzielt, die immer weiter verschärft wird.
Die Psychologin der Charité reduziert das ganze Geschehen auf ein Privates und kommt zu dem Schluss, der Vater müsse depressiv gewesen sein. Das ist möglich; aber es gibt nicht nur endogene, es gibt auch exogene Depressionen. Bei Mobbingopfern beispielsweise. Das Ausmaß an Feindseligkeit, das ein Mensch erträgt, ohne seine Zuversicht zu verlieren, ist begrenzt. Um dieser Feindseligkeit zu begegnen, musste er nur den Fernseher einschalten.
Mit geradezu sadistischem Vergnügen wird jetzt verbreitet, der Vater sei "in der 'Querdenker'-Szene aktiv gewesen". Der Focus zelebriert das geradezu: "Bezüglich weiterer Ermittlungen hält sich die Staatsanwaltschaft bedeckt, auch bei der Frage, ob sich der Familienvater radikalisiert habe. Ein Mann mit seinem Namen soll laut Tagesspiegel am 25. November einer Telegram-Gruppe namens 'Freiheitsboten Königs Wusterhausen' beigetreten sein, in der sich viele Impfgegner und Corona-Leugner tummeln. Sie wird dem Querdenker-Milieu zugerechnet. Unter anderem Teil dieser Gruppe sind auch der frühere brandenburgische AfD-Landeschef Andreas Kalbitz und Dennis Hohloch, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion. Ein Mitglied der Gruppe schrieb am Sonntag: 'Er war ein gewonnener Freund ebenso wie seine Frau. Somit haben wir auch ein Parteimitglied aus Die Basis verloren.'"
Das Querdenker-Milieu, in dem sich Corona-Leugner und Rechtsradikale tummeln ... Es ist schon eine Leistung, den Toten mit so viel Dreck zu bewerfen, obwohl er Mitglied einer Partei war, die definitiv nicht rechts ist – Die Basis. In dieser finden sich auch viele ehemalige Mitglieder der Linken. Aber die pauschale Behauptung, Impfgegner und Maßnahmenkritiker seien rechts, und zwar radikal, ist geradezu das Herzstück einer medialen Kampagne, die jedes Vorgehen gegen die Kritiker mit einem Heiligenschein versieht.
Wäre Empathie eine in unserer Gesellschaft gepflegte Tugend und wäre es alltägliche Übung, sich – vor parlamentarischen Entscheidungen beispielsweise – in die Rolle des jeweils anderen zu versetzen, der Schrecken müsste jetzt groß sein. Schrecken angesichts der eigenen Verantwortung für diese Tragödie. Schrecken über die vielen Grenzüberschreitungen, die bereits stattgefunden haben, über die Folgen der dadurch erzeugten Angst. Man müsste innehalten und erschüttert wahrnehmen, dass der Vater dieser Familie letztlich nur ausgeführt hat, wozu ihn ein ununterbrochenes mediales Dauerfeuer getrieben hat. Dass diese drei Kinder tot sind, weil ihnen eine blindwütige Meute von Corona-Fanatikern den Tod an den Hals wünschte.
Die Panik, die seit dem vergangenen Jahr gezielt und ununterbrochen verbreitet wird; die Maßnahmen, die das Alltagsleben in ein Labyrinth komplizierter Regeln verwandeln; die Ängste, die durch die ökonomischen Folgen ausgelöst werden, der Verlust an sozialen Kontakten, an Lebensfreude, all das hat eine Gesellschaft erzeugt, in der niemand mehr unbeeinträchtigt und bei klarem Verstand ist. Außer vielleicht jene, die auf Grundlage einer Erkrankung mit durchaus begrenzter Gefährlichkeit diese Panik entfalten und stetig neu befeuern.
Diejenigen, die sich durch die Erzählung von der "Pandemie der Ungeimpften" in Angst versetzen lassen, sind letztlich genauso Opfer wie jene, die an dem sozialen und psychischen Druck auf die nicht Geimpften zerbrechen. Wenn dieses Land nicht bald zu Sinnen kommt und damit beginnt, alle mit Corona verbundenen Fragen mit Augenmaß, Vernunft und Menschlichkeit zu beantworten – und die Ernennung eines Hysterikers vom Kaliber eines Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister lässt da wenig Hoffnung –, dann wird diese aufgestaute Mischung aus Angst, Unsicherheit, Misstrauen und Erschöpfung in einer Welle der Gewalt münden, für die die Brandenburger Tragödie nur ein zaghaftes Vorspiel ist.Und gleich, welche Ziele damit verfolgt werden (Gesundheitsschutz ist es nicht), ob es um Unterwerfung geht oder womöglich darum, eine friedliebende Bevölkerung kriegsbereit zu machen, ob es ein Vorspiel für den nächsten Raubzug der Konzerne unter einem vermeintlich grünen Etikett ist, oder ob diese Entwicklung das Produkt von Dummheit und Verantwortungslosigkeit der politischen Akteure ist – eine Gesellschaft in einen solchen Zustand zu bringen ist ein Verbrechen. Nicht nur an der Gruppe, die als Opfer ausersehen ist. An allen."
Quelle: RT DE von Dagmar Henn