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WAZ: Das Recht auf die Wahrheit

Archivmeldung vom 23.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Bilder der Katastrophe, sie sind nicht verblasst. Jetzt, wo sich die Tragödie um die Loveparade zum ersten Mal jährt und mit einer Gedenkfeier an die Opfer erinnert wird, zeigt sich, wie tief sich die Bilder in unsere Erinnerung gegraben haben.

Schreckliche Bilder von jungen Menschen, die sich nur amüsieren wollten und plötzlich um ihr Leben kämpfen müssen. Ein Kampf, den 21 von ihnen verlieren. Wenn uns, die wir nicht selbst dabei waren, diese Bilder schockieren, was muss es aus denen gemacht haben, die mittendrin steckten und litten und aus denen, deren Kinder, Brüder oder Schwestern nicht mehr nach Hause kamen?

Es wäre vermessen zu beurteilen, was Hinterbliebene, aber auch Überlebende des Dramas als Trost für ihren Schmerz empfinden könnten, wenn es denn überhaupt einen Trost geben kann. Aber sie alle haben die ganze Wahrheit verdient, sie haben ein Recht darauf, dass jemand aufsteht und die Verantwortung für eine planerische und operative Schlamperei übernimmt, die man in Deutschland so nicht für möglich gehalten hätte. Ein ganzes Jahr ist vergangen, und sie warten und warten.

Die Frage nach der juristischen Schuld werden irgendwann die Gerichte klären, die Staatsanwälte ermitteln, der Weg ist lang, das Ergebnis offen. Aber wo sind die, die sich zu ihrer moralischen Verantwortung bekennen und danach handeln?

Wer die monatelangen Fluchtversuche von Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland verfolgt hat, der schlussendlich eine windelweiche Erklärung ablas, als es für seine Adressaten schon nicht mehr wichtig war, der kann nur zu einem Schluss kommen: Der Umgang mit der Katastrophe, auch er war eine Katastrophe.

Vor allem das hat der Stadt Duisburg einen schweren Schaden zugefügt, von dem sie sich nur mühsam erholt und vielleicht auch nicht mehr erholen kann, solange Sauerland die Amtsgeschäfte im Rathaus führt. Duisburg, eine Stadt, die es nie leicht gehabt hat und die etwas Besseres verdient als diesen Zustand der Lähmung. Denn es muss weitergehen.

Fazit: Auch ein Jahr nach der Loveparade warten die Angehörigen der Opfer auf Antworten zur Schuldfrage. Die Stadt Duisburg braucht einen Neuanfang im Rathaus, damit sie sich langsam erholen kann.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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