Börsen-Zeitung: Credit Suisse schlägt UBS
Archivmeldung vom 02.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie neue Nummer 1 am Schweizer Bankenmarkt heißt Credit Suisse - vorläufig wenigstens. Der kleinere der beiden großen Finanzkonzerne hat die US-Hypothekenkrise bislang klar besser bewältigt als die UBS. Die UBS sah sich aufgrund ihrer hohen Bestände an Subprime-Papieren zu Wertberichtigungen von über 4 Mrd. sfr gezwungen.
Sie musste deshalb einen empfindlichen Rückgang der
Kernkapitalquote hinnehmen und die schon zur Tradition gewordenen
Aktienrückkäufe einstellen.
Die Credit Suisse kam bisher mit Wertberichtigungen von 2,2 Mrd.
sfr davon, und die Hälfte davon entfällt auf Unternehmenskredite
(Leveraged Loans), wo die Aussichten auf eine raschere Markterholung
weit besser sind als im US-Hypothekengeschäft. Dass die Credit Suisse
ihren ambitionieren Aktienrückkauf im Wert von 8 Mrd. sfr plangemäß
durchführen und damit einen großen Teil der Mittel aus dem
Winterthur-Verkauf wie versprochen an die Aktionäre zurückführen
will, muss sich in den Ohren von UBS-Chef Marcel Rohner wie eine
Provokation anhören.
Bis vor kurzem waren die Verhältnisse genau umgekehrt: Die UBS
glänzte mit Rekordzahlen in Serie, ließ auf der Grundlage der
immensen und sehr profitablen Vermögensverwaltung ein Bilanzwachstum
zu, das die Investmentbank in den Schönwetterperioden zur Aufblähung
ihrer Ergebnisse zu nutzen verstand. Die Fehlinvestition in den
Hedgefonds LTCM, die den Konzern im Jahr 1998 Milliarden kostete und
einer neuen, vorsichtigeren Managergeneration den Weg an die Spitze
ebnete, war vergessen, als die Börsen 2003 wieder richtig in Fahrt
kamen.
Die Credit Suisse dagegen hatte bis vor zwei Jahren noch mit der
Verarbeitung der Exzesse der letzten Finanzmarktblase zu tun.
Glücklicherweise ist diese schlechte Erfahrung noch so frisch, dass
man sie in den Führungsetagen noch nicht vergessen hat. Die Gefahr,
dass die gleichen Fehler in einigen Jahren wiederholt werden und der
Zyklus von Neuem beginnt, ist allerdings groß.
Beide Großbanken verfügen im Asset Management über eine verlässliche und vor allem äußerst ergiebige Ertragsquelle, die zudem weit mehr Kapital generiert, als sie selber benötigen. Bislang hat kein Manager der Versuchung widerstanden, mit diesen Mitteln ein Rad zu drehen, das größer ist, als es für Bank und Eigentümer gut ist.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung