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Börsen-Zeitung: Signal der Zaghaftigkeit

Archivmeldung vom 06.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Würden zwei sich streiten, freute das keinen - zumindest keinen SAP-Anleger. Von der neuen Doppelspitze können diese zuvorderst weitgehende Einigkeit erwarten. Die erste größere Entscheidung unter den Co-Vorstandssprechern Jennifer Morgan und Christian Klein zeigt an, worin schon einmal Konsens besteht.

SAP verspricht den Investoren für 2020 eine vom Aufsichtsrat gebilligte Sonderausschüttung über 1,5 Mrd. Euro. Diese kann über Aktienrückkäufe oder als Sonderdividende ausgekehrt werden. Verglichen mit der regulär auszuschüttenden Dividende, die Analysten auf 1,8 Mrd. Euro schätzen, wirkt die Summe gewaltig. Immerhin würde SAP die Ausschüttung nahezu verdoppeln. Setzt man die Summe aber in Relation zum Börsenwert von 147 Mrd. Euro, nimmt sie sich recht bescheiden aus. Entsprechend zeigten sich Unternehmensbeobachter am Dienstag kaum beeindruckt. Laut UBS liegt der Softwarekonzern mit der Sonderauszahlung in der Mitte der Prognosespanne.

Im Frühjahr hatte SAP selbst die Erwartungen geschürt, als der unlängst überraschend abgetretene CEO Bill McDermott für November einen Sonderkapitalmarkttag ankündigte, in dessen Rahmen man sich zu den Zielen für die kommenden Jahre äußern wolle. Zudem stellte er auf mehrere Jahre angelegte Aktienrückkäufe in Aussicht. Vor diesem Hintergrund kann der nun verkündete Ausschüttungsplan, der nur für 2020 gilt, eher als Signal der Zaghaftigkeit verstanden werden denn als Öffnung der Geldschleuse.

Das neue Führungsduo plant zwar keine Abkehr von der bisherigen Konzernstrategie. Eine noch stärkere Orientierung an den Wünschen einiger Investoren, die vor allem auf eine Maximierung der Ausschüttungssumme schielen, wird es aber auch nicht geben. SAP bedeutet den Investoren klar, die Erwartungen an den Kapitalmarkttag nicht allzu hoch zu schrauben.

Der Kompromiss, den die neue Doppelspitze hier gefunden hat, wirkt nur mit Blick auf die starke Konzernentwicklung zaghaft. Denn die Milliardenzukäufe des vergangenen Jahres und die Kosten des laufenden Sparprogramms haben die Nettoliquidität der Walldorfer von einer halben Milliarde im Plus bis auf ein Minus von 8 Mrd. Euro dezimiert. Die Erwartung einiger US-Analysten, SAP könne den kompletten Cash-flow auskehren, der 2020 bei 5 Mrd. Euro liegen soll, war damit von Anfang an unrealistisch. Mit ihrem Signal der Zaghaftigkeit erntet die neue Doppelspitze vielleicht keinen Applaus, trifft aber dennoch den richtigen Ton.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Sebastian Schmid

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