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Börsen-Zeitung: EZB-Ziel in Sichtweite

Archivmeldung vom 30.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Noch vor wenigen Wochen schien die ökonomische Realität in Deutschland die düsteren Prognosen und Schätzungen der Ökonomen regelrecht zu verhöhnen: Während besorgte Volkswirte vor der bevorstehenden konjunkturellen Eintrübung warnten, dabei sogar das R-Wort der Rezession in den Mund nahmen und die allgegenwärtigen Inflationspropheten mit der Vorhersage beruhigten, dass die hohen Preissteigerungen vor diesem Hintergrund bald Geschichte seien, klagten Unternehmen hierzulande über Facharbeitermangel, schütteten an ihre Mitarbeiter hohe Bonibeträge aus und fuhren Zusatzschichten, um dem Auftragsboom gerecht zu werden. Und bei der Teuerung wurden regelmäßig neue Rekorde gemessen. Gleichzeitig konsumierten die Bürger, als ob es darum ginge, die gering verzinsten Sparkonten wegen der hohen Inflation leer zu räumen.

Nachdem sich aber vor Monaten bereits die konjunkturellen Frühindikatoren eingetrübt hatten und sich die Bremsspuren inzwischen auch in den harten Wirtschaftsdaten spiegeln, zieht nun die Preisentwicklung nach - sogar schneller als erwartet. 2,4% Teuerung meldet das Statistische Bundesamt nach der europäischen Abgrenzung für Dezember. Das ist zwar noch deutlich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die erst bei knapp unterhalb von 2% von "Preisstabilität" spricht. Doch die Entspannung an der Preisfront wird sich fortsetzen. Insofern war die jüngste Zinssenkung der Währungshüter Anfang Dezember noch ein Wechsel auf die Zukunft. Er scheint wegen der langen Wirkungsverzögerung zeitlich aber gut abgestimmt zu sein angesichts der nun auch in Deutschland spürbaren konjunkturellen Abkühlung und des geringeren Preisdrucks. Andere Euroländer stecken schon länger in der Rezession oder stehen kurz davor.

Dass die Zeiten der Umsatzrekorde und goldgeränderten Bilanzen auch in Deutschland vorbei sein könnten, zeigt zudem die Geldmengenstatistik der EZB: Die Kreditvergabedynamik in der Eurozone lässt deutlich nach. Die Kreditsumme stieg im November zum Vorjahresmonat nur noch um 1,7%; Beobachter hatten dagegen mit Werten über 2% gerechnet. Im Oktober wurde schließlich noch ein Plus von 2,7% vermeldet. Ob dies nun an der schwächeren Nachfrage der Privathaushalte und Unternehmen oder an der Zurückhaltung der Banken liegt, ist nebensächlich. Denn beides führt letztlich zu einer Abschwächung der Konjunktur. Insofern lagen die Ökonomen mit ihren frühen Warnungen doch ganz gut.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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