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Lausitzer Rundschau: Zur Debatte um Nettolöhne

Archivmeldung vom 25.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eine Kuh kann bekanntlich in einem Gewässer ersaufen, das durchschnittlich nur 30 Zentimeter tief ist. Das ist eine Weisheit aus der Welt der Statistik, die bei der aktuellen Debatte um die Entwicklung der Nettolöhne hilfreich sein kann. Durchschnittlich also, so hat "Bild" enthüllt, verdiente der Deutsche im Jahr 2006 nach Abzug aller Steuern und Abgaben sowie unter Berücksichtigung der Preisentwicklung nicht mehr als vor 20 Jahren, 1320 Euro netto pro Monat.

Das liege, so die Schlussfolgerung, am gierigen Staat. Falsch kontert das Arbeitsministerium des SPD-Mannes Franz Müntefering. Ein Vergleich heutiger Zahlen mit Vorwendezeiten sei unstatthaft, und im Übrigen liege die "Nettoquote" seit zehn Jahren konstant bei 65 Prozent. Das Problem sei, so Müntefering, dass die Löhne in den vergangenen Jahren zu wenig gestiegen sind und ein Mindestlohn hermüsse.Wer hat nun Recht? Recht hat, wer darauf hinweist, dass sich hinter den Durchschnittszahlen erhebliche Verwerfungen verbergen, ganz wie die Untiefen im Teich der Kuh. Es gibt in Deutschland immer mehr gering entlohnte Arbeitsverhältnisse. Für diese wachsende Gruppe, die kaum Steuern zahlt, ist das SPD-Thema Mindestlohn wirklich wichtig, aber ebenso auch die von der Union betriebene Absenkung der Sozialabgaben. Hier müssten also beide Koalitionsparteien über ihren Schatten springen. Zweitens kommen die Arbeitnehmer mit mittleren Einkommen durch die Steuerprogression zusehends in die Klemme. Diese Schicht ist trotz früherer Steuerreformen wieder in eine Einkommensstagnation geraten. Gefühlt sowieso. Die Forderung nach kräftigeren Lohnerhöhungen hilft hier wenig, wenn sie nicht begleitet wird von einer dynamisierten Steuerprogression. Die aber lehnt die gesamte Regierung ab. Es gibt drittens ein wachsendes Auseinanderklaffen der Schere zwischen Vermögensreichtum und Arbeitseinkommen. Mit diesem Reichtum muss man, sofern er produktiv tätig wird, in der Tat vorsichtig umgehen. Aber muss man ihn noch nach dem Tode in dem Maße schützen, wie dies derzeit bei der Reform der Erbschaftssteuer geplant wird? An die großen Vermögen traut sich niemand heran. In den aktuell veröffentlichten Datenreihen stecken also viele Wahrheiten. Für die Betroffenen vor allem eine: Statistisch gesehen steigt die Wahrscheinlichkeit mehr Netto in der Tasche zu haben, je entschlossener man darum auf allen Ebenen kämpft. Aber das war eigentlich schon immer so.

Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau

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