Börsen-Zeitung: Kollektives Aufatmen
Archivmeldung vom 12.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm deutschen Aktienmarkt ist so etwas wie ein kollektives Aufatmen zu spüren. Der Dax, der in der vergangenen Börsenwoche rund 5% einbüßte, hat sich am Montag in einer deutlich besseren Verfassung gezeigt, er holte immerhin 1,5% auf.
Es mehren
sich zudem die Stimmen, die davon ausgehen, dass der Freitag den
vorläufigen Tiefpunkt der Mini-Korrektur darstellt. Die
charttechnische Unterstützungslinie bei 7539 Zählern hat gehalten -
vorerst jedenfalls.
Wie der Börsengang von Gerresheimer belegt, ist aber gleichwohl
noch viel Nervosität vorhanden. So lag der Zuteilungspreis für die
Erstzeichner mit 40 Euro je Aktie in der unteren Hälfte der von 37
bis 45 Euro reichenden Preisspanne. Aus dem Handel ging der Titel mit
einem Kurs unterhalb des Ausgabepreises. Nun lässt sich zur Erklärung
der enttäuschenden Performance auf die anspruchsvolle Bewertung
verweisen. Diese hätte jedoch noch vor zwei Wochen wohl kein größeres
Problem dargestellt. Gerresheimer und der abgebende Großaktionär
Blackstone hatten letztlich das Pech, in einen Stimmungsumschwung der
Marktteilnehmer zu geraten, bei dem noch nicht zu erkennen ist, wie
weit er geht und wie nachhaltig er ist. Auslöser der Verluste bei den
Dividendentiteln ist der Bondmarkt. In den USA rentieren zehnjährige
Treasuries mit einer Fünf vor dem Komma, und die entsprechenden
Bundesanleihen werfen erstmals seit viereinhalb Jahren mehr als 4,5%
ab. Zurückzuführen lässt sich dies auf die zuletzt freundlichen
Konjunkturdaten aus den USA sowie die Aussicht auf weitere
Zinsanhebungen seitens der Europäischen Zentralbank. Dies setzt den
Unternehmen in Form steigender Finanzierungskosten zu.
Es könnte aber noch schlimmer kommen, wenn die Zinsen weiter
steigen. Viele Hedgefonds und Private-Equity-Häuser sind bei der
Finanzierung mit hohen Leverage-Faktoren in die Vollen gegangen, was
beispielsweise den Deutschland-Chef von Goldman Sachs, Alexander
Dibelius, jetzt veranlasste, vor einer globalen Marktkrise zu warnen.
Das kollektive Aufatmen der Marktakteure könnte sich somit als
voreilig erweisen. Der Rekordstand des Dax von 8136 Punkten ist
jedenfalls in die Ferne gerückt, Analysten besinnen sich auf ihre
alten konservativen Kursziele. Für die kommenden Monate ist beim Dax
wohl eine Seitwärtsbewegung angesagt.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung