Südwest Presse: zum Weltjugendtag
Archivmeldung vom 19.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Weltjugendtag in Madrid war noch nicht eröffnet, da kochte in Spanien schon die Debatte über die Rolle der katholischen Kirche im säkularen Staat. Die Wut vieler junger Spanier über fehlende Perspektiven, geplünderte Staatsfinanzen und eine privilegierte Kirche, die ihnen nichts mehr zu sagen hat, entlud sich in zum Teil gewalttätigen Demonstrationen gegen den Papst und die Institution.
Das katholische Großereignis findet nicht mehr in einem störungsfreien Umfeld statt. Das könnte auch für den bevorstehenden Papstbesuch in Deutschland gelten. Die Kirche steht in der Welt - und hat sich dieser auch zu stellen. Debatten über eine enge Verquickung von Staat und Glaubensinstitution werden sich auf Dauer nicht mehr ignorieren lassen - auch nicht in Deutschland. Dazu haben die großen Kirchen im vergangenen Jahr im Zuge der Missbrauchsaffäre zu viel an Vertrauen verspielt. Schlimm ist das nicht. Eine offene Debatte birgt mehr Chancen als Gefahren. Die beiden großen Kirchen haben in Deutschland mehr Kraft, als dass sie nur in einem staatlich oder kirchensteuerlich geschützten Schonraum überleben könnten. Sie tun auch mehr - im Sozialen oder der Erziehung - als dass sie die Auseinandersetzung nicht bestehen könnten. Und gerade die katholische Kirche könnte gewinnen, würde sie sich Fragen der Zeit und Reformen stellen. Debatten sind notwendig. Fair müssen sie sein. In Spanien und in Deutschland.
Quelle: Südwest Presse (ots)