Allg. Zeitung Mainz: Im Sog der Angst
Archivmeldung vom 07.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Angst vor dem Terror ist ein Schreckgespenst, das den Deutschen seit Mittwoch früh wieder ähnlich fest im Nacken sitzt, wie zuletzt nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gegen die Türme des Welthandelszentrums in Manhattan. Nach einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts fürchten sich aktuell mehr als drei Viertel der Deutschen vor einem terroristischen Anschlag im eigenen Land.
Nur ein Viertel sieht keine besondere
Gefahr. Ein ähnliches Psychogramm deutscher Befindlichkeit ergab auch
eine noch weitaus breiter angelegte Untersuchung eines privaten
Versicherungsunternehmens, das zwar nach wie vor die Inflationsangst
auf Platz eins führt, noch vor der Furcht vor Naturkatastrophen, aber
auf Platz sechs bereits die Angst vor Terror notiert, die
mittlerweile schon jeder zweite Befragte neben etlichen anderen
Ängsten nennt. Insbesondere die Forsa-Umfrage zeigt, dass die
Bundesbürger offenbar nur sehr eingeschränkt bereit sind, den
Schrecken über den verhinderten Anschlag gegen die Genugtuung über
die präzise Aufklärungsarbeit der Sicherheitsbehörden aufzuwiegen.
Vor diesem Hintergrund darf es auch nicht verwundern, dass sich die
Diskussion über ein Verschärfung der Antiterrorgesetze, allem voran
die Online-Durchsuchung, derart intensiv fortsetzt. Deren Befürworter
können auf ein günstiges Meinungsklima bauen. Derweil finden
diejenigen nur noch schwer Gehör, die mit einigem Recht darauf
verweisen, dass doch gerade die aktuellen Fahndungserfolge schlagende
Belege für die Funktionsfähigkeit eines heute bereits ausreichenden
Gesetzesapparats lieferten. Es scheint so, als würden sie, erdrückt
von der wachsenden Terrorangst, jetzt sogar ein für allemal ins
Hintertreffen geraten. Das wäre allerdings mehr als bedauerlich, denn
eine gesetzliche Regelung, die derart tief in Bürgerrechte eingreift,
wie die Ausweitung der Online-Durchsuchung von Computer-Festplatten,
unter dem frischen Eindruck des Tagesgeschehens zu treffen, wäre der
falsche Moment; seien Anlass und Dimension des soeben verhinderten
Verbrechens auch noch so dramatisch.
Quelle: Pressemitteilung Allg. Zeitung Mainz