Rheinische Post: Politische Moden
Archivmeldung vom 05.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Anfälligkeit Deutschlands für politische Moden, auch Mode-Torheiten, ist bekannt; belächelt wird sie nicht zuletzt im Ausland. Einst galt die deutsche Angst dem vermeintlichen Waldsterben. Die Bäume überlebten erfreulicherweise die ihnen geltenden, hysterischen Verfalls-Prognosen.
Derzeit wird unsere gut funktionierende parlamentarische Demokratie von manchen nur dann für überlebensfähig gehalten, wenn kräftige Beatmung durch mehr direkte Demokratie erfolgt. Ein aktueller Mode-Gag stammt vom Zentralrat der Muslime. Man könnte dessen Forderung nach einer Migranten-Quote im Öffentlichen Dienst ironisch als gelungenen Schritt zur Integration verstehen, klingt doch kaum etwas so deutsch wie der politische Ruf nach der Quote. Ob ein Migranten-Pflichtanteil in Behörden die angestammte Bevölkerung den Zugewanderten und diese jener näher brächte, ist zweifelhaft. Es ist zuallererst Aufgabe der Zuwanderer, sich durch Anstrengung in Schulen und anderen Ausbildungsstätten fit zu machen für ein Berufsleben im Aufnahmeland. Das wiederum darf dann im Gegenzug keinen Unterschied machen zwischen zwei gleich befähigten Bewerbern, nur weil der eine Schmidt und der andere Yilmaz heißt.
Quelle: Rheinische Post