Rheinische Post: Merkel und die kleinen Schritte
Archivmeldung vom 30.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngela Merkel ist als Bundeskanzlerin mit der erklärten Absicht gestartet, verlorenes Vertrauen der Bürger in die Politik zurückzugewinnen. Sie wollte das enttäuschende Auseinanderklaffen von Versprechungen und Ergebnissen beenden, einen neuen Einklang von Reden und Handeln vorleben.
Ihr Verzicht auf Show-Politik in allen
Ehren, nachdem man derartiges bei Gerhard Schröder bis zum Überdruss
erleben konnte; aber etwas mehr mitreißende Energie müsste die
Kanzlerin schon ausstrahlen, wenn sie die Bürger zu Reformen
motivieren möchte.
Nach der Strategiekonferenz des Bundeskabinetts vermittelte Merkel
gestern gemeinsam mit ihrem Vizekanzler Franz Müntefering eher den
Eindruck, hier werde mehr oder minder lustlos ein Koalitionsvertrag
abgearbeitet. So mobilisiert man kein Zutrauen in Reformen - selbst
wenn sie handwerklich besser gemacht wären als die Gesundheitsreform.
Merkel bewahrt nach allerlei Berg- und Talfahrten immerhin die Ruhe.
Doch sie wird kommunikativ zum Opfer ihrer "Politik der kleinen
Schritte". Die ist zwar die logische Folge aus dem Wählervotum, das
eine Koalition erzwungen hat, mit der man keine großen Sprünge machen
kann. Die Kanzlerin spricht dennoch viel von der "großen Linie" der
Regierungspolitik. Aber sie hat es auch gestern wieder versäumt,
diese Linie deutlich zu markieren.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post