Rheinische Post: Geteilte Ukraine
Archivmeldung vom 09.02.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Ukraine hat mit Viktor Janukowitsch der Kandidat Moskaus die Präsidentenwahl gewonnen - also ausgerechnet jener Politiker, der noch 2004 als der große Wahlfälscher dastand.
Sein Comeback verdankt er der abgrundtiefen Enttäuschung vieler Ukrainer über die Helden der "Orangenen Revolution": Präsident Viktor Juschtschenko, der es nicht einmal mehr in die Stichwahl schaffte, und seine einstige Weggenossin, die gerne als ukrainische Johanna von Orleans auftretende Julia Timoschenko. Dass Janukowitsch die Wahl nur denkbar knapp für sich entschieden hat, spiegelt die Spaltung des Landes in einen pro-russischen Osten und einen nach Europa orientierten Westen. In Moskau wird das Wahlergebnis auf Beifall stoßen - schließlich lehnt Janukowitsch einen Nato-Beitritt strikt ab und sucht die Nähe zum großen Nachbarn im Osten. Daher dürften sich Beziehungen zwischen Moskau und Kiew deutlich entspannen, was auch uns Europäern nur recht sein kann. Die Gefahr eines neuen Gas-Boykotts ist gesunken. Freilich muss die EU darauf achten, dass der neue ukrainische Präsident sich nicht auch bei der Einschränkung der Demokratie am russischen Vorbild orientiert. Dann könnte diese Wahl die letzte freie Abstimmung gewesen sein.
Quelle: Rheinische Post