OV: Auf der Galeere
Archivmeldung vom 08.09.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer das Geld hat, hat die Macht. Wer über das Geld wacht, hat die absolute Macht. Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, ist in so einer Position. Er bestimmt den Kurs der Währung und die Stimmung an der Börse. Zunehmend im Alleingang. Losgelöst von den Parlamenten und losgelöst von seinen Kollegen in den nationalen Banken. Die reden zwar mit. Er aber entscheidet.
Einer muss es ja tun. Die europäischen Politiker hängen im Hickhack der Eurokrise fest. Die Positionen von Geber- und Nehmerländern sind kaum vereinbar. Dringende und eindeutige Entscheidungen werden nicht getroffen, weil es um nationale politische Eigeninteressen, um Koalitionen und Wählerstimmen geht. Die Milliarden, die zum Beispiel nach Griechenland geflossen sind, haben bis jetzt den Zusammenbruch der Eurozone hinausgeschoben, aber die Ursache nicht behoben. Kein Wunder, dass das Volk allerorten sauer wird. Draghi muss neue Lösungen finden. Weil der Geldmarkt sich verändert hat, weil klassische Gesetze des Finanzmarktes aushebelt wurden.
Von Spekulanten, die hochverschuldete Staaten immer weiter mit Krediten fütterten und von Politikern, die Griechenland in die Eurozone aufgenommen haben. Entweder waren damals die Entscheider über die getürkte Bilanz informiert. Oder, noch schlimmer, sie hatten keine Ahnung. Deshalb ist es jetzt so, wie es ist.
Der Euro ist unumkehrbar, hat Draghi gesagt. Recht hat er. Pleite ist pleite, ob in Euro oder Drachme. Draghi soll die auf Grund gelaufene Galeere nun wieder flottmachen. Mit einer Mannschaft an Bord, die kurz vor Meutern steht. Mal schaun, ob der Dolce-Vita-Kurs des Italieners durch das stürmische Mittelmeer in den Hafen der Euro-Rettung führt. Überwunden werden müssen Leitzins- Klippen und Staatsanleihen-Untiefen. Wer rudern muss, ist eh klar. Wir.
Quelle: Oldenburgische Volkszeitung (ots)