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Schwierige Opec-Einigung

Archivmeldung vom 05.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Eigentlich hätte das Ergebnis des Ministertreffens des Produzentenkartells Opec und der mit ihm verbündeten Länder unter Führung Russlands ("Opec plus") am Ölmarkt Enttäuschung auslösen müssen. Die meisten Beobachter hatten damit gerechnet, dass sich das Bündnis dafür entscheidet, die Förderkürzungen ab Januar auf dem gegenwärtigen Niveau von 7,7 Mill. Barrel pro Tag (bpd) zu halten.

Stattdessen hat es nach langen und zähen Verhandlungen, die der saudische Ölminister Abdul­aziz bin-Salman als "frustrierend" beschrieb, die Entscheidung einer Anhebung der Produktion um 500.000 bpd ab Januar gegeben. Obgleich damit das Angebot steigt, kletterte der Brent-Ölpreis erstmals seit Beginn der Pandemie fast bis auf 50 Dollar je Barrel.

Immerhin ist die getroffene Entscheidung deutlich besser als das Szenario, das bei einem Scheitern der Verhandlungen gedroht hätte - darin sind sich fast alle Beobachter einig. Dann nämlich wäre die Ölförderung des Kartells entsprechend älteren Beschlüssen ab Januar um satte 2 Mill. Barrel gestiegen. Folge davon wäre ein starker Preisverfall gewesen.

Saudi-Arabien hatte versucht, eine Verlängerung der gegenwärtig deutlich gedrosselten Produktion durchzusetzen. Für eine solche Entscheidung hätte einiges gesprochen. So leidet die Weltwirtschaft nach wie vor unter der Coronavirus-Pandemie, die viele Re­gierungen bedeutender westlicher Staaten bislang nicht in den Griff bekommen. Zwar sollen die bald verfügbaren Impfstoffe die Situation drastisch verbessern, aber in diesem Punkt hinkt der Westen Ländern wie China und Russland hinterher. Zudem dürften die wirtschaftlichen und konjunkturellen Folgen der kommenden Impfkampagnen an den Finanzmärkten überschätzt werden, zumal die Impfbereitschaft in vielen westlichen Industrieländern laut Umfragen gerade einmal rund 50% beträgt. Außerdem dauert es bis zu 40 Tage, bis die Impfstoffe ihre volle Wirkung entfalten.

Saudi-Arabien konnte sich nicht durchsetzen, da viele Länder, unter anderem Russland, abweichende Vorstellungen hatten und ihre Erlöse lieber durch Ausweitung der Produktion steigern wollten. Andere Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate störten sich daran, dass die Einhaltung der Förderquoten aktuell gegenüber der Situation der vergangenen Monate schon wieder deutlich nachgelassen hat. Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten kompensierende Kürzungen für eine zu hohe Produktion in den Vormonaten bereits umgesetzt, andere Länder wie Nigeria und der Irak jedoch bislang nicht. Zudem halten sich auch kleinere Produzenten wie Kongo, Äquatorialguinea und Gabun nicht so recht an die Absprachen, wie Rohstoffanalyst Eugen Weinberg von der Commerzbank anmerkt. Die Vereinigten Arabischen Emirate waren daher nicht bereit, sich weiter einem strikten Kürzungsregime zu unterwerfen.

Mit Blick auf die divergierenden Interessen ist die gefundene Lösung sicherlich vertretbar und wohl die beste, die zu erzielen war - zumal vereinbart wurde, die Förderquoten künftig monatlich durch Sitzungen der Ölminister zu überprüfen. Sie dürfte aber - auch wenn dies einige Analysten erwarten - keine nennenswerten weiteren Preisanstiege am Ölmarkt auslösen.

Dafür spricht, dass die Ölnachfrage in den nächsten Monaten kaum steigen dürfte - nennenswerte Erfolge der Impfkampagnen sind nicht vor dem Sommer zu erwarten. Insofern gibt es keinen Grund, von einer Ausweitung des Angebots - sei es auch nur um 500.000 bpd - einen Preisanstieg zu erwarten. Außerdem könnte das Angebot noch zusätzlich steigen. So dürfte Libyen seine Förderung weiter ausbauen, und es könnte auch dem Iran gelingen, die US-Sanktionen besser zu umgehen.

Nicht übersehen werden sollte auch, dass die amerikanische Schieferölindustrie zwar angezählt, aber nicht ausgeknockt ist. Bereits bei einem Ölpreis von 50 Dollar könnte die US-Produktion zulegen, bei weiter steigenden Notierungen wäre dieser Effekt noch ausgeprägter, was einen weiteren Preistrend nach oben eng limitieren dürfte.

Es ist zu erwarten, dass der Ölpreis als Ergebnis der Opec-Sitzung eventuell sein aktuell erreichtes Niveau verteidigt, es könnte aber auch zu einer Korrektur kommen. Eine Fortsetzung des Ölpreisanstiegs gibt aber die gegenwärtige Kombination von Nachfrage und Angebot fundamental nicht her - sollte es sie dennoch geben, müsste man von einer spekulativen Übertreibung sprechen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Dieter Kuckelkorn

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