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WAZ: Becks Ausbruch

Archivmeldung vom 04.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der SPD-Chef ist lautstark aus der Haut gefahren. Tatsächlich hat Kurt Beck allen Grund, seinen Leuten zu sagen: so nicht, Genossen. Nicht mit mir!

Beck hat die miesesten Umfrage-Werte, und das schon seit Monaten. Ständig sieht er sich konfrontiert mit der Frage: Kannst Du das, Kurt? So etwas zerrt an den Nerven. Auf denen trampelt dann auch noch rumpelstilzchenhaft Oskar Lafontaine herum. Sollte Beck ein Rezept gegen die Linkspartei haben, dann hat er es bis jetzt verschwiegen. Und während der Parteichef sagt: Keine Koalition mit der Linken in den West-Ländern, setzt Hannelore Kraft, gestützt von Franz Müntefering, im größten Landesverband das gegenteilige Signal. Und untergräbt damit die Autorität der Nummer eins.

Als wäre das alles noch nicht genug, schreiben auch noch drei Spitzengenossen ein Pro-Reform-Buch. Das wäre nicht weiter schlimm, könnte Beck erklären, er habe das Werk in Auftrag gegeben. Pikanterweise wollen zwei der drei, Steinbrück und Steinmeier, Stellvertreter werden von Beck. Der Finanzminister hat obendrein öffentlich gemeint, in der SPD gebe es zu viele "Heulsusen". Mag sein, dass das stimmt, aber: Darf so eine weitreichende, grundsätzliche Feststellung jemand anderer treffen als der Parteichef?

Kurzum: Es ist nur menschlich, wenn Beck aus der Haut fährt. Dass die SPD ein Verein ist, der solidarisch ihrem ersten Mann zuarbeitet, wird niemand ernsthaft behaupten können. Es sieht stattdessen so aus, als ob beim Spitzenpersonal jeder vor allem sich selber und sein Wohl im Sinn hat.

Aber: hätte Beck seinen Laden im Griff, wäre alles anders. So aber zeigt er mit einem zornigen Finger auf die anderen. Und drei zeigen auf Beck zurück.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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