Neues Deutschland, Berlin, zu Irak
Archivmeldung vom 22.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt»Die Koalition ist intakt«, erklärte gestern US-Außenministerin Rice. Das ist ungefähr so, als würde Ottmar Hitzfeld behaupten, Bayern München wäre noch immer eine Top-Mannschaft. Die Front der Washingtoner Verbündeten in Irak bröckelt schon seit geraumer Zeit.
Nun wollen auch Großbritannien und
Dänemark ihre Einheiten reduzieren oder ganz abziehen. Wie schon
zuvor die Slowakei, Japan, Italien, Portugal, Norwegen... Seit
Spanien nach der Wahlniederlage der Konservativen 2004 als erstes
Land mit dem Abzug seiner Verbände begann, wurde die »Koalition der
Willigen« mit Zunahme des selbstverschuldeten Chaos in Irak immer
kleiner. Nicht weil die Sicherheitslage sich stabilisiert hat, wie
Tony Blair mit Blick auf seinen politischen Rückzug suggeriert, um
das Desaster zu verbrämen.
Welche Länder der Allianz letztlich angehörten, wird wohl ein
Geheimnis bleiben, denn manche wollten lieber nicht offiziell genannt
werden. Viele hatte die Bush-Regierung ohnehin durch Druck,
versteckte Drohungen oder Bestechung genötigt. Nicht wegen der
zusätzlichen militärischen Kapazitäten, sondern um den Feldzug als
Vorgehen der internationalen Gemeinschaft verkaufen zu können. Auch
jetzt ist das politische Signal erheblicher, als es die militärischen
Folgen sein werden - vorausgesetzt, der US-Kongress folgt Bushs
Plänen zur Aufstockung der eigenen Truppen. Die gestrigen
Abschiedsankündigungen dürften so auch die Debatte in den USA weiter
anheizen.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland