Westfalenpost: Über die Hürde
Archivmeldung vom 05.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTadics knapper Sieg in Serbien Von Eberhard Einhoff Nur mit Mühe hat Boris Tadic die Hürde überwunden, aber Serbiens Präsident hat seinen ultranationalistischen Konkurrenten Tomislav Nikolic geschlagen. Und nun ist alles gut?
Die riesige Erleichterung, die Europas Politiker über Tadics knappen Wahlsieg wortreich zu Protokoll geben, suggeriert das. Soweit damit des Wiedergewählten grundsätzlich pro-europäische und westlich orientierte Haltung honoriert wird, ist die Erleichterung berechtigt. Dass aber Nikolic der 50-Prozent-Marke ebenfalls sehr nahe war, sollte im allgemeinen Jubel nicht vergessen werden. Schließlich dokumentiert auch die hohe Beteiligung der serbischen Wähler an der Entscheidung vom Sonntag deren starkes Interesse am künftigen Kurs des Landes. Und der kann nach dieser Wahl nicht als klar und eindeutig definiert werden. Tadics Sieg macht den Präsidenten nicht zum starken Mann, der allein den Kurs festlegt. Nicht von ungefähr mehren sich jetzt Stimmen, die wegen der durch die Wahl bestätigte Spaltung des Landes schwere Turbulenzen auf die Belgrader Regierung zukommen sehen. Die anstehende Abspaltung des Kosovos durch eine Unabhängigkeitserklärung der Provinz mag dabei als augenfälligstes Problem erscheinen, ist aber keineswegs das einzige. Was bleibt? Nach dem Jubel über Tadics Sieg müsste dringendst an innerer Versöhnung gearbeitet werden. Doch an der Fähigkeit dazu bestehen massive Zweifel.
Quelle: Westfalenpost