Neues Deutschland: zu Überlegungen der Koalition zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten
Archivmeldung vom 27.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass die schwarz-gelbe Bundesregierung angetreten ist, den Energiekonzernen viele Wünsche zu erfüllen, weiß man längst. Aber die anstehende Prüfung, ob jedes deutsche Atomkraftwerk vielleicht sogar 60 Jahre lang laufen darf, bevor es stillgelegt wird, haben sich E.on, RWE & Co. wohl in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt.
International wären 40 Jahre am Netz schon relativ viel. Und das aus gutem Grunde: Mit zunehmendem Alter potenziert sich das Risiko eines Unfalls etwa durch Materialermüdung. Und die Nachrüstung mit neuer Technologie wirft neue, unbekannte Probleme auf. Man mag sich kaum vorstellen, was es bedeuten würde, wenn Siedewasserreaktoren mit ihrer völlig veralteten Technik noch mehrere Jahrzehnte am Netz bleiben dürfen. Da die Pannenmeiler Krümmel und Brunsbüttel schon jetzt mehr stillstehen als Strom liefern, würde ihr Betrieb wohl erst kurz vor dem atomaren St. Nimmerleinstag enden. Der 60-Jahre-Vorschlag ist so absurd, dass man sich kaum vorstellen kann, dass ihn jemand wirklich ernst meint. Vielleicht ist er ja nur eine radioaktive Nebelkerze: Wenn am Ende eine weniger extreme Laufzeitverlängerung in Angriff genommen wird, könnte die breite Bevölkerungsmehrheit der AKW-Skeptiker erleichtert sein. Die Anti-Atom-Bewegung wird sich nicht blenden lassen und bereitet massive Proteste gegen jegliche Laufzeitverlängerung vor. Das Risiko wäre einfach zu groß.
Quelle: Neues Deutschland