Neue Westfälische: Memorandum gegen Kinderarmut
Archivmeldung vom 19.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Begriff ist eigentlich irreführend, denn es gibt keine isolierte Kinderarmut. Kinder sind arm, wenn die Familien, in denen sie aufwachsen, arm sind, wenn ihnen weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung steht.
Konzepte zur Bekämpfung der Kinderarmut müssen deshalb beim Kampf gegen die verbreitete Armut in Deutschland ansetzen, und darum steht die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn zu Recht im Mittelpunkt der Forderungen von Wohlfahrtsorganisationen, Kinderschutzbund und Gewerkschaften. Kinder sind die ärmsten und hilflosesten Opfer der Armut. Wenn die Kleinen nicht in den Kindergarten gehen, weil den Eltern die Beiträge zu hoch sind, wenn bei Grundschülern bei Büchern, Heften und Stiften geknausert werden muss, wenn ältere Schüler nicht an Klassenfahrten teilnehmen und sich keinen eigenen Laptop oder Computer leisten können, dann werden sie massiv in ihren Bildungs- und Entwicklungschancen behindert, dann ist abzusehen, dass sie auf Dauer zur Armut verdammt sind. Das Schlimmste, was die Verfasser des Memorandums gegen Kinderarmut vortrugen, war die Sorge, Staat, Gesellschaft und Politik hätten sich mit der Armut von Kindern abgefunden. Mahnungen und Forderungen gab es reichlich, trotzdem leben immer mehr Kinder in immer größerer Armut. Wohltätige Aktionen wie ein Mittagessen für jedes Kind helfen zwar, Hunger zu stillen, beseitigen aber nicht die Ursachen der Armut. Dazu ist es vor allem erforderlich, dass alle Kinder länger gemeinsam lernen und dass nicht nach vier Jahren Grundschule selektiert wird, wer zur Hauptschule abgeschoben wird und wer aufs Gymnasium oder die Realschule darf. Dazu gehört auch eine Grundsicherung für jedes Kind, und der Betrag von 500 Euro, den die Verbände nannten, ist nicht zu hoch.
Quelle: Neue Westfälische