WAZ: Selbstbestimmt bis zuletzt
Archivmeldung vom 10.05.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZuletzt war Gunter Sachs allein und einsam. Sicherlich verzweifelt, aber auch mit nüchternem Kalkül hat er seinem Leben ein Ende gesetzt. Sachs hat ein glückliches, erfülltes Leben führen dürfen. Reichtum, schöne Frauen, Partys, Kunstsammler, erfolgreicher Fotograf, Filmemacher. Alles aus und vorbei, alles unwiderruflich vergangen angesichts der ersten Anzeichen von Alzheimer. Das sich abzeichnende Verwirrtsein, das Siechtum hat Sachs in seinem Abschiedsbrief als Bedrohung seiner Selbstbestimmung bezeichnet.
Sachs hat einmal über die Religion gesagt: "Für Romantiker ist Glauben gut. Anhänger der Naturwissenschaften wie ich können damit wenig anfangen." Und man darf sicherlich nicht den Einfluss der französischen Existenzialisten auf den jungen Sachs unterschätzen, der schon zu wilden Saint-Tropez-Zeiten mit dem Philosophen Jean Paul Sartre befreundet war. Für diese, für die es nur ein Diesseits und kein verheißungsvolles Jenseits gibt, ist der Freitod ein selbstbewusster Akt der eigenen Freiheit. Sachs, der das Leben liebte und in vollen Zügen gelebt hat, hat einem drohenden "würdelosen Zustand" durch den Freitod zuvorkommen wollen.
Dass das aber nicht nur seine Sache war, hat er in seinem tiefen Dank an seine Frau, seine Familie und Freunde ausgedrückt. Diese lässt Sachs nun allein und trauernd zurück.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung