Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Präsidentenwahl
Archivmeldung vom 28.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Jahr lang Präsidentschaftswahlkampf, bei dem Horst Köhler die Kanzel und Frau Schwan die Talkshows suchen wird, darauf läuft es hinaus. Daran muss das Amt keinen Schaden nehmen. Aber um die Präsidentschaft geht es gar nicht, nicht einmal um die Beliebtheit der Bewerber, sondern um einen vorgezogenen Bundestagswahlkampf auf scheinbar unverdächtigem Nebenschauplatz.
Genau das - unverdächtig - ist er aber nicht. Gewinnen wird, wer die strategische Mehrheit in der Bundesversammlung organisieren kann. Und für den linken Flügel der SPD, aber auch für die Linkspartei Lafontaines, wäre der Nachweis kurz vor der Bundestagswahl enorm wichtig, dass es eine linke Mehrheit im Lande gibt, die nur von den SPD-Reaktionären am Regieren gehindert wird. Das steht hinter dem Experiment Schwan. Und deshalb arbeiten die eher konservativen Gebetsmühlen der Partei derzeit auf Hochtouren, um die Vorfestlegung auf Rot-Rot kleinzureden. Es kann nicht gelingen. Ein Gespräch von nur 30 Minuten mit der Linken müsste Kurt Beck investieren, um deren Stimmen zu bekommen. Ein verführerisches Angebot. Denn dagegen steht sein Risiko, eine vernichtende Niederlage zu erleiden, die ihn bundespolitisch aus dem Rennen werfen würde. Was wird Beck tun?
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung