WAZ: Fifa setzt die WM in den Sand
Archivmeldung vom 03.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnd die Erde war wüst und leer. So fing es an. Inzwischen ist das Emirat Katar am Persischen Golf immer noch Wüste, aber längst ein Staat, in dem alles möglich ist. Seit gestern sogar eine Fußball-WM. In einem Land, das kleiner ist als Schleswig-Holstein und in dem so viele Menschen leben wie in Köln.
Dafür ist es im subtropischen Katar aber immer trocken, das Thermometer steigt bis auf knapp 50 Grad Celsius. Staatsreligion ist der Islam und es gilt die Scharia.
All' das spielt in den Werbebildern der Fußball-WM 2022 keine Rolle. Man wird futuristische Arenen sehen, die sämtlich voll klimatisiert sind und in denen die Fans bei 27 Grad nicht mehr als nötig ins Schwitzen geraten. Alles wird piekfein organisiert sein, es wird an keinerlei Luxus mangeln, mehr Komfort wird kaum möglich sein. Und doch bleibt es ein Kunstprodukt, die Illusion eines Fußball-Festes.
Der Fußball-Weltverband Fifa hat die WM 2022 im doppelten Sinne in den Sand gesetzt. Das Schlimmste daran: Es geschah nicht nur grob fahrlässig, sondern vorsätzlich. Die Wahl Katars ist das Ergebnis von Korruption und Mauschelei. Der Sport wird auf dem Altar des unbegrenzten Geldes geopfert. Kapital schlägt Vernunft.
Wenn die WM 2006 in Deutschland ein "Sommermärchen" war, so ist die WM 2022 in Katar vor allem eins: ein Sommer-Albtraum. Oder ganz simpel: ein Skandal.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung