WAZ: Nüchtern, fröhlich, gut?
Archivmeldung vom 18.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Reflex ist schnell da: Wer immer gut drauf ist, leistungsbereit, wer auf Spaß ohne Genussmittel setzt, hat - zumindest bei der mittleren Generation - schnell den Titel weg: Langweiler. Wenn nun eine ganze Generation bis auf eine kleine Gruppe so fröhlich-nüchtern, friedlich und fleißig lebt, ist es dann eine Generaton von Langweilern?
Und: Ist dann alles gut? Zunächst einmal ist diese Jugend weltoffen, tolerant. Anders als in den 80er-Jahren, als sich Popper, Punker und Ökos voneinander deutlich abgrenzten, müssen heute lange Haare, Tattoos, Piercings oder die Vorliebe für Heavy Metal nicht mehr Erkennungszeichen einer bestimmten Gruppe sein. Erlaubt ist, was gefällt, und das ist vielleicht noch eine der Errungenschaften der 68-er Generation, die wie keine andere gegen starre gesellschaftliche Konventionen kämpfte. Es macht Spaß, dieses Lebensgefühl zu beobachten. Vielleicht sollte sich mal die Elterngeneration davon inspirieren lassen! Gut ist deshalb längst nicht alles. 15 bis 20 Prozent dieser Jugendgeneration können nicht mithalten mit dem gerafften Bildungssystem, mit dem pragmatischen Lebensstil. Ihnen fehlt der Rückhalt - im Elternhaus und in der ganzen Gesellschaft. Immerhin betrifft es jeden fünften bis sechsten Jugendlichen. Das ist einfach zu viel, um sich entspannt zurückzulehnen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)