Lausitzer Rundschau: Zu Köhler/Kritik/Große Koalition: Unbequemer Übervater
Archivmeldung vom 17.07.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.07.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSo kennt man den Bundespräsidenten Horst Köhler: Er nimmt kein Blatt vor den Mund und kritisiert, was es zu kritisieren gibt. Das Staatsoberhaupt ist zum unbequemen Übervater der deutschen Tagespolitik geworden.
Seine Ziehmutter, die heutige Bundeskanzlerin
Angela Merkel, wird ihm das nicht danken.
Köhler wollte nie nur Repräsentant sein. Sondern sich von Anfang an
einmischen.
Insbesondere in Zeiten einer großen Koalition ist dieses
Amtsverständnis vielleicht sogar erforderlich.
Auf den
Bundespräsidenten wird in der Regel gehört. Die Opposition ist
hingegen von Union und SPD eingemauert; sie ist permanent auf der
Suche danach, wie sie ihre Rolle erfolgreich ausfüllen kann. Das
hindert. Köhler hat deutlich mehr erwartet von der großen Koalition.
Das zeigt seine erneute, unverblümte Kritik.
Er ist kein Visionär, kein Prediger. Köhler glaubt, das aussprechen
zu müssen, was viele seiner Landsleute wahrscheinlich denken. Das
ist zwar volksnah, im eitlen Politikbetrieb aber macht Köhler sich
damit unbeliebt, eckt er an. Deshalb muss der Präsident gehörig
aufpassen. Seine stetigen öffentlichen Mahnungen - so richtig sie
auch sein mögen - lösen bereits Zorn und Trotz aus.
Das richtige Maß in Sachen Kritik hat der Präsident noch nicht
gefunden, was aber wichtig wäre: Denn wer zu oft poltert und die
Grenzen seines Amtes ausreizt, dessen Einfluss schwindet.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau