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WAZ: Jugendämter schreiten ein - Hinsehen reicht nicht

Archivmeldung vom 14.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In Behörden ist die Rede von "Inobhutnahme" oder "Kindeswohlgefährdung". Sperrige Begriffe sind das für die düsteren Abgründe, die sich in manchen Familien auftun.

Die gute Nachricht: Wir scheinen sensibler zu sein als früher, wenn in unserer Umgebung etwas nicht stimmt. Die Schicksale von Kevin, von Lea-Sophie und so vielen anderen geschundenen Kindern haben offenbar das Land wachgerüttelt: Nachbarn sehen genauer hin, Polizisten schreiten eher ein, die Jugendämter haben aus der heftigen Kritik, die auf sie niederging, gelernt.

Die schlechte Nachricht: Auch wenn wir noch so gut hinsehen, retten und beschützen - dadurch kriegen wir die Gewalt gegen Kinder nicht in den Griff. Die Zahl der Jungen und Mädchen, deren Eltern von staatlicher Unterstützung leben, steigt dramatisch. Es gibt Stadtteile, leider auch viele im Ruhrgebiet, die sich in Elendsquartiere verwandeln. Nicht nur dort, aber vor allem dort blühen Verzweiflung und Gleichgültigkeit.

Wer das nachhaltig ändern will, muss die Familien aus diesem Sumpf holen. Der muss auch die Jugendämter so ausstatten, dass sie sich deutlich mehr der Vorbeugung widmen können. Denn wenn es zur "Inobhutnahme" kommt, ist es doch schon viel zu spät.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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