Der Schnellschuss
Archivmeldung vom 21.04.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.04.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer folgende Kommentar wurde von Roland Rottenfußer geschrieben: "Juli Zehs Roman „Über Menschen“ ist der Versuch, ein Buch über so gut wie alle aktuellen Themen unserer Zeit zu schreiben. Greta-Fieber, Black Lives Matter, Stadtflucht, Ost-West-Gefälle, Rechtsruck und natürlich ganz viel Corona — kann man das alles in eine einzige Story verpacken? Der jüngste Versuch der Starautorin Juli Zeh ist in Maßen gelungen, auch wenn man von ihr diesmal keine machtkritischen Reflexionen im Stil ihres Gesundheitsdiktatur-Thrillers „Corpus Delicti“ erwarten kann."
Rottenfußer weiter: "Eher gleitet Zeh im Plauderton über die vielen brisanten Fragen hinweg, die ihr jüngstes Werk aufwirft, und kittet mögliche Brüche mit einem menschelnden Harmoniekleister. Gerade in der Versöhnung von Gegensätzen liegt jedoch eine Stärke ihres Romans. Als angenehm erweist sich auch, dass man eines in ihrer Aussteigergeschichte nicht antrifft: Übermenschen.
Juli Zeh verarbeitet in „Über Menschen“ mindestens zwei zentrale Themen: Corona und Rechtsradikalismus. Die Handlung des 400-Seiten-Romans ist so nah an unserer aktuellen Lebenswirklichkeit, dass es manchmal schon wehtut. „Mit den Klopapierpackungen links und rechts unter die Arme geklemmt fühlt sich Dora wie die Karikatur eines deutschen Corona-Bürgers.“ Weite Passagen des Buchs klingen, als wären sie kritischen Zeitungsessays zum Thema Corona entnommen. Wie oft haben Kritiker gegen Schriftsteller aber den gegenteiligen Vorwurf erhoben: sie trauten sich an die brisanten tagesaktuellen Themen nicht heran und flüchteten ins Allgemein-Menschliche....[weiterlesen]
Quelle: KenFM von Roland Rottenfußer