Mittelbayerische Zeitung: Managerträume bei den Topmodels
Archivmeldung vom 28.07.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittModeln ist ein hartes Geschäft. Das haben die Zuschauer nach sechs Jahren "Germany's Next Topmodel" verinnerlicht. Auch die Kandidatinnen haben sich darauf eingestellt. Heidi Klums "Mädchen" träumen keine Mädchenträume. Sie wissen, dass sie mit harten Bandagen kämpfen müssen. Die Castingshow gleicht deshalb auch eher einem Seminar für Topmanager. Besonders bei der Sprache fällt das auf.
In der vergangenen Staffel wirkten die Kandidatinnen ganz so, als hätte ihnen jemand die Begriffe eingetrichtert. Diese ganzen englischen Wörter wie "Live-Walk", "Challenge", "Deal", "Heute war meine Performance nicht so gut". So etwas sagt kein Mensch, es sei denn, er hört es ständig oder ihm wird gesagt, dass er so sprechen soll. Das Modelgeschäft ist eine Ellenbogen- und Leistungsgesellschaft. Man steht vorne und lächelt, man muss seine Aufgaben meistern. Insofern passt diese Geschäftssprache absolut zum Berufsbild. In Regensburg war gestern die erste Runde von "GNTM". Die ersten Hoffnungen haben sich zerschlagen. Das wird so weitergehen. Die siebte Staffel wird so ablaufen wie die sechs davor. Die allesamt hübschen Kandidatinnen werden von der Jury hart kritisiert werden. So manche wird den typischen Satz hören: "Sorry, aber du hast leider keine Personality." Wenn jemand zu unsicher ist, zu naiv, dann verlässt er die Sendung und hat für sein Leben lang eingebläut bekommen: Du bist nichts. Du hast keine Persönlichkeit. Die Jury wird auf das knallharte "Business" verweisen und weitermachen. Trotzdem: Solche Urteile sind unfair. So behandelt man niemanden - keine Models und auch keine Manager. Schlicht und einfach deshalb, weil man so keine Menschen behandelt.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)