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Börsen-Zeitung: Noch nicht das letzte Wort

Archivmeldung vom 18.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Es war ein mitternächtlicher Paukenschlag, mit dem Airbus und Bombardier die Luftfahrtindustrie in Aufruhr versetzten. Der europäische Flugzeugbauer kündigte an, er werde eine Mehrheitsbeteiligung an dem C-Series-Programm der Kanadier übernehmen. Ohne einen Cent zahlen zu müssen, erhält er so Zugriff auf eine komplett neue, moderne, treibstoffeffiziente Technologieplattform.

Airbus kann sich dafür bei ihrem Rivalen Boeing und der US-Regierung bedanken, denn ohne ihre Drohung, in die USA importierte C-Series-Modelle mit Strafzöllen von 300 Prozent zu belegen, wäre die Partnerschaft mit Bombardier sicher nicht in einer solchen Rekordzeit zustande gekommen.

Boeing hat sich in ihrer Position zu sicher gefühlt, als sie klagte, der kanadische Hersteller verkaufe sein Modell wegen ungerechter Subventionen deutlich unter dem üblichen Preis, nachdem die US-Airline Delta 75 Maschinen der C-Series bestellte. Dabei ist der US-Flugzeugbauer in dem Segment von Flugzeugen mit Platz für 100 bis 140 Passagiere gar nicht selber tätig. Durch den Einstieg von Airbus kann Bombardier nun die Argumente von Boeing ad absurdum führen. Denn sie kann die Strafzölle umgehen und sich in den USA dadurch legitimieren, dass sie in Alabama, einem Schlüsselstaat für die Republikaner, durch die nun von Airbus dort geplante Endfertigungslinie für die C-Series für neue Arbeitsplätze sorgt. Gleichzeitig dürfte die Unterstützung durch Airbus bisher zögerliche Airlines überzeugen, die C-Series zu bestellen.

Der europäische Flugzeugbauer wiederum sichert sich nicht nur zum Nulltarif ein hochmodernes, zertifiziertes Flugzeug, sondern er schlägt auch seinem Erzrivalen Boeing ein Schnippchen und verkündet mitten in der Negativberichterstattung über Korruptionsermittlungen eine positive Nachricht. Er kann sich zudem künftig auf die größeren Jets der A320-Familie konzentrieren und die kleinste Variante, den A319, fallenlassen. Seit 2012 hat Airbus keine Maschine mehr davon gekauft.

Die Partnerschaft Airbus und Bombardier könnte jedoch noch viel weitreichendere Folgen haben. Sie könnte den Anstoß für weitere Annäherungen geben. Immerhin hegen auch China und Russland Ambitionen im Markt für Mittelstreckenjets, während Embraer, Bombardier, ATR und Mitsubishi bei Regionaljets miteinander konkurrieren. Nach Ansicht einiger Experten sind das zu viele Anbieter. Das letzte Wort von Boeing dürfte deshalb noch nicht gesprochen sein. Eine Annäherung mit Embraer ist nicht ausgeschlossen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Gesche Wüpper

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