Neues Deutschland: Köhlers Weihnachtsansprache
Archivmeldung vom 27.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWeihnachten ist die Zeit der Zeichen und Wunder. An die großen Zeichen und Wunder von vor gut 2000 Jahren reicht heute niemand mehr heran, aber immerhin hat der israelische Innenminister jetzt ein Huhn mit sanfter Stimme und pendelnden Bewegungen zum Einschlafen gebracht.
Das kann ich auch, dachte sich der Bundespräsident und hielt den Deutschen eine Weihnachtsansprache. Mit sanfter Stimme und reduzierter Körpersprache erklärte er die Vorteile des Alters - dass nämlich ältere Menschen eine Menge Erfahrungen und Kraft haben. Auf die Nachteile des Alters wollte Horst Köhler lieber nicht eingehen: dass auch alte Menschen zunehmend unter sozialem Druck stehen; dass Rentner sich, gemessen an der Preisentwicklung, schon über Nullrunden freuen müssen; dass Gesundheit immer teurer wird; dass die Lebensarbeitszeit verlängert wird ...
Immerhin ist Köhler nicht entgangen, dass es so etwas wie Probleme gibt. Er will sogar gehört haben, dass die Arbeitswelt (wenn wohl auch nicht seine eigene) »sicherlich härter« geworden ist. Einen Hinweis darauf, dass diese Entwicklungen mit der Politik der Bundesregierung zu tun haben, findet man in der Rede nicht.
Für Freunde solcher TV-Formate gibt es bald den nächsten Höhepunkt: die Neujahrsansprache der Kanzlerin, die übrigens eben erst eine neue Kultur des Hinsehens verlangt hat. Hauptsache, die Fans sind bis dahin aus der Köhler-Hypnose erwacht.
Quelle: Neues Deutschland