Rheinische Post: Die CDU sucht ihren Markenkern
Archivmeldung vom 04.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie CDU löst sich aus der Schockstarre nach ihrem Wahldesaster in Hessen. Roland Koch findet die Sprache wieder und räumt eigene Fehler ein. Besserwisser aus seiner Partei melden sich zu Wort und sagen, was Koch hätte anders machen müssen.
Ein bisschen spät, aber dafür risikolos. Als die CDU, auch Koch, Rat gebraucht hätten, wie sie auf die SPD-Mindestlohnkampagne hätten reagieren können, war es sehr still in der Union. Immerhin: Es ist wichtig, dass die CDU endlich darüber diskutiert, was ihr Markenkern in der globalisierten Gesellschaft ist. Zu lange schon definiert die Union ihre Position anhand des jeweiligen Standorts der ebenso orientierungslosen SPD. Zwingt Lafontaine die zum linken Ausfallschritt, rückt die CDU nach. Diese Form der Standortbestimmung sorgt für Rumoren auf dem Wirtschaftsflügel und für Irritation in der Stammwählerschaft, wie bröckelnde Umfragewerte für die Partei und ihre Chefin belegen. Die Union wird jetzt von der fehlenden Aufarbeitung ihrer Schlappe bei der Bundestagswahl 2005 eingeholt. Damals ließ Angela Merkel keine Analyse zu, weil dieses ihr Streben nach der Kanzlerschaft gefährdet hätte. Spätestens nach der Hamburg-Wahl muss die Diskussion beginnen: Wofür steht die CDU im neuen Fünfparteiensystem? Das Beschwören der "Mitte" durch Merkel wird da nicht reichen.
Quelle: Rheinische Post