Die Leipziger Volkszeitung zu Klimaschutz/Flugreisen
Archivmeldung vom 08.03.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach der Autoindustrie wird nun auch die deutsche Tourismusbranche von einer Klimaschutzdebatte überrollt, die nicht frei ist von Hysterie. Eine Hysterie, die auch von Politikern geschürt wird, die jahrelang nichts hörten, nichts sahen und wenig taten, sich aber nun täglich mit politisch korrekten Erziehungsvorschlägen für die Bevölkerung übertrumpfen.
Besonders
unehrlich wirken solche Vorschläge, wenn sie von jenen kommen, die
sich gerne in großen Autos kutschieren lassen oder dienstlich mit
Flugbereitschaften um die Welt fliegen - und auch privat in die Sonne
jetten. Politiker sollten sich nicht scheuen, auch in Zukunft von
modernen Transportmitteln Gebrauch zu machen. Aber sie sollten den
Menschen nicht vorschreiben, wo sie Urlaub zu machen haben - und wie
sie dorthin kommen, wo sie als freie Bürger hinwollen. Besonders
bekannt für seinen unverwüstlichen Populismus ist ausgerechnet
Umweltminister Gabriel, der gern mal werbewirksam Bahn fährt, aber
sich am Zielort mit dem Dienstwagen abholen lässt.
Was soll es bringen, wenn ausgerechnet zum Auftakt der
Internationalen Tourismus-Börse in Berlin den Bundesbürgern dringend
empfohlen wird, auf Urlaubsflüge zu verzichten? Praktisch nichts -
außer Verunsicherung. Natürlich muss auch die Tourismusbranche ihren
Teil zum immer besseren Umweltschutz beitragen. Aber hektisch höhere
Preise zu verlangen oder die Einführung einer saftigen Kerosinsteuer,
bringt das leider Übliche: Abzocke statt Heilung. Warum soll nicht
jemand in ein fernes Land fliegen, der vielleicht Jahre auf diese
Reise gespart hat? Werden Flugreisen teurer, trifft das wie so oft
vornehmlich den Mittelstand. Sehr kurze Flugrouten einzustellen, kann
Sinn machen. Unnötige Warteschleifen am Himmel sind ein Ärgernis.
Aber auf Flugreisen in der globalisierten Welt mehr und mehr zu
verzichten, wäre geradezu grotesk - und würde Deutschland erhebliche
Wettbewerbsnachteile bescheren und unnötig weniger Lebensqualität.
Bei Flugzeugen ist es genauso wie bei Autos: Den größten Nutzen für
die Umwelt bringen auf Dauer nicht undurchdachte Sponti-Maßnahmen,
sondern technischer Fortschritt und Innovation, die im Zweifel auch
durch staatliche Vorgaben erzwungen werden können. Aber langfristige
Pläne sind für Bevormundungspolitiker nicht so publikumswirksam wie
kurzfristiger Aktionismus. Statt Ruhe in die Debatte zu bringen und
nach internationalen und wissenschaftlich ausgereiften Lösungen zu
suchen, die Deutschland nicht einseitig ins Hintertreffen bringen,
wird absichtsvoll Öl ins Feuer gegossen. Die deutsche Umweltbilanz
ist verbesserungswürdig, aber die Wahrheit ist auch, dass etliche
andere Länder wie die USA oder China viel größere Probleme
darstellen.
Die politische Debatte hat der deutschen Automobilindustrie geschadet
und Arbeitsplätze gefährdet, ohne einer Problemlösung näher zu
kommen. Das droht sich nun in der Tourismusbranche zu wiederholen.
Gleichzeitig Bahn und Auto fahrenden Bundespolitikern kann nur
empfohlen werden: Bevor sie nicht ihre nächste Dienstreise nach
Amerika im Frachtschiff antreten und sich nur noch im Smart neben den
Fahrer zwängen, sollten sie völlig unhysterisch die Kirche im Dorf lassen.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung