Westdeutsche Zeitung: Chaos wegen Bahnschienen
Archivmeldung vom 14.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei der Bahn ist das Chaos jetzt fast perfekt: Beim Kampf um den Erhalt der Bahnschienen beim Börsengang ist dem Staatskonzern jedes Mittel recht. Und dabei ziehen, was selten vorkommt, Vorstand und die mächtige Bahngewerkschaft Transnet auch noch an einem Strang.
Die Formel, der auch die Schlichter,
Alt-Kanzler Schröder und Biedenkopf, der frühere "König" von Sachsen,
zugestimmt haben, ist einfach und eingängig: Behält die Bahn das
Eigentum am Netz, gibt es weiter einen Beschäftigungspakt. Behält sie
es nicht, gibt es den nicht mehr. Dann drohen zehntausende von
Entlassungen. Und um das zu verhindern, wird gestreikt. Vielleicht
macht Bahnchef Mehdorn ja gleich in vorderster Reihe mit.
Die Suppe auslöffeln müssen wieder einmal die Fahrgäste, denen es
eigentlich egal sein könnte, ob die Bahn künftig auf eigenen oder
fremden Schienen fährt. Den Bahnfahrern, die meist ohnehin nicht gut
auf das Staatsunternehmen zu sprechen sind, drohen ab Ende September
wieder stundenlange Verspätungen und verpasste Termine. Die gerade
wieder leicht anziehende Zahl der Fahrgäste könnt damit ein jähes
Ende finden. Auto und Billigflieger locken. Wegen der Staus auf den
Straßen und Flughäfen zwar auch nicht immer pünktlich. Aber mit
Planung beherrschbar.
Auch für die Bahn wird es schwieriger, je nachdem wie lange die Arbeitskämpfe dauern, die Gewinnziele für ihren Börsengang zu erreichen. Ohne nachgewiesener Profitabilität braucht sie sich am Aktienmarkt erst gar nicht blicken zu lassen. Aber für das weitere Eigentum an den Schienen, mit dem jede künftige private Konkurrenz ausgegrenzt werden kann, tun die Bahner fast alles. Sie schrecken sogar vor einer "Schmierenkomödie" nicht zurück. Berlin sollte sich keinesfalls erpressen lassen.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung