WAZ: Streit um den Biosprit
Archivmeldung vom 22.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBiosprit ist böse: Während wir unsere Autotanks füllen, brennen anderswo die Regenwälder, müssen arme Menschen hungern, weil kein Platz mehr ist für den Anbau von Lebensmitteln. Hört sich logisch an. Doch wer Ethanol und Biodiesel nun generell verteufelt, macht es sich zu einfach.
Biosprit ist eine dringend gesuchte Alternative zu Erdöl. Das allein wird das Klimaproblem nicht lösen. Ein Patentrezept gegen die globale Erwärmung gibt es nicht. Selbst Spritsparen ändert nichts am CO2-Problem, das im Bereich Verkehr und Transport immer größer wird. Man denke an die Milliarden Chinesen und Inder, die ihr Recht auf Mobilität als selbstverständlich empfinden. Biosprit ist also nicht per se gut oder böse. Er ist nur ein Teil der Lösung. Biosprit kann nur eine Brücke sein für die Zeit, in der Treibstoffe aus dem Abfall der Landwirtschaft erzeugt werden. Bis dahin ist entscheidend, auf wessen Kosten wir Biosprit erzeugen. Diesen nachhaltigen Weg muss die geplante EU-Richtlinie zu den Erneuerbaren Energien vorgeben. Was Hunger schürt und Wälder verbrennt, darf nicht noch durch Anreize belohnt werden.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Jürgen Polzin)